Wert-Stoffe zum Genießen
Stadtleben // Artikel vom 09.11.2008
Anette Schäffner wirft so schnell nichts um.
Sie ist das, was man als „gestandene Frau“ bezeichnet. Vom Leben gezeichnet, aber liebevoll. Lachfältchen zeigen sich überall. Die stehen ihr, keine Frage. Anette steht nicht nur mitten im Leben, sondern auch sehr früh auf. Kein Wunder, schließlich bedient sie vier Bauernmärkte. Auch den in Durlach, auf dem Saumarkt, einmal pro Woche.
Auf dem Bauernmarkt – etwas Vergleichbares gibt es im Zentrum Karlsruhes nicht – bieten Selbsterzeuger aus der Region ihre Waren an. Anette Schäffners Angebot ist ziemlich umfangreich. Sie kommt aus Obergrombach (Hofladen); in und um Büchenau hat die Familie viele Felder. So hat sie saisonal einiges am Stand. Das reicht von Spargeln im Frühjahr (eigener Anbau, versteht sich!) bis zu Kürbissen in großer Auswahl. Was die Jahreszeit eben so bietet...
Rund 60 Kürbis-Sorten baut die Familie selbst an. Die meisten sind zum Verzehr, andere dienen der Zierde. Hokkaido und Muscat de Provence sind die Renner in den Tellern. Aber sie hat auch äußerst dekorative Gestecke mit Sonnenblumen kreiert, die einige Wochen überdauern und den Geist der Saison symbolisieren. „Die machen wir nachts“, erklärt Anette Schäffner. Wie wenn sie sonst nichts zu tun hätte. Mittwochs steht sie ab 7.30 Uhr garantiert auf dem Durlacher Saumarkt. Und wie wenn ihr saisonale Früchte allein nicht reichen würden, hat sie noch einiges auf der Palette, sprich im Wagen: Frische und geräucherte Würste („von zwei Metzgern aus der Region“), und die sind nicht nur im Duft betörend.
Auch der Geschmack bestätigt: 1-A-Ware. Das kann man auch über die Nudeln („hausgemacht, versteht sich!“), Schnäpse, Essig und Öle oder die reichhaltige Käseauswahl sagen. Und die Sauerkonserven sind auch nicht zu verachten. Dazu gibt es – wenn die Saison es will – natürlich auch Wild. „Wir haben nur die besten Stücke von befreundeten Jägern aus der unmittelbaren Nachbarschaft“, bekräftigt Anette Schäffler, „was es gibt, gibt es; was nicht, nicht!“ In der Regel sind das Damhirsch, Reh und Wildschwein. Dazu braucht man auch einen passenden Begleiter.
Kein Problem: Schäffners Bruder Feldheim hat in Gochsheim ein Weingut. Er liefert im Herbst nicht nur neuen Süßen, weiß und rot, sondern auch Grau- und Spätburgunder. Die Gans-Saison kommt bestimmt! Was die meisten Kunden nicht wissen: Anette Schäffner hat ihr Gewerbe von Grund auf gelernt. Nicht das der Marktfrau – das kann man nicht lernen. Aber Gutes von weniger Gutem zu unterscheiden, Geschmack entwickeln, Qualität erkennen. Sie ist gelernte Köchin, Hotel- und Gastronomie-Fachfrau und stammt aus einem Weingut. Das prägt. Und genügt.
Die Kunden wissen das sehr zu schätzen: „Sie kommen sehr gezielt auf den Saumarkt, weil sie Ware aus der Region, Frische und Qualität ohne lange Transportwege auf den Tellern haben wollen“, weiß Anette Schäffner. „Gut. Es könnten durchaus noch ein paar mehr Interessenten sein. Aber die Stammkunden nehmen von Woche zu Woche zu.“ Und so blinzelt sie hoffnungsfroh und verschmitzt in die Sonne. Aber nur kurz. Denn gleich kommen wieder ein paar alte und neue Gesichter und brauchen ihren fachfraulichen Rat. -hs
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