Stadtleuchten

Stadtleben // Artikel vom 26.08.2015

Am Sa, 19.9. gehen in Karlsruhe die Lichter an.

Übers gesamte Stadtgebiet erhellen ab 21 Uhr Beamer, Dia- und Filmprojektoren die Hauswände, flackern Kerzen in den Fenstern, kommen Menschen zusammen. Auf Plätzen, in Hinterhöfen, Einfahrten oder auf dem Gehweg trifft man sich, zeigt Bilder, Filme, Zeichnungen oder Utopien zum „Lebensraum Nachbarschaft“ und beleuchtet, was an der Hausgemeinschaft, der Straße oder dem Viertel ge- oder missfällt. Diese spontanen wie eingesessenen Nachbarschaften bilden als kleinste Einheiten städtischer Gemeinschaft dann die so genannten Leuchtzellen.

Das ist der Grundgedanke von „Stadtleuchten“, einer der prämierten Vorschläge des Ideenwettbewerbs zum 300. „Stadtgeburtstag“. Für das Projekt des Team SL, einem Zusammenschluss aus Karlsruher und Berliner Architekten, sprach auch die historische Reminiszenz. Am 6.11.1746 erleuchteten die Karlsruher ihre Stadt nämlich schon einmal: als Willkommensgruß für Markgraf Karl Friedrich. Denn nach dem Tod des Stadtgründers Karl Wilhelm war die Zukunft Karlsruhes acht lange Jahre ungewiss. Erst nachdem der 18-jährige Erbprinz vorzeitig für mündig erklärt wurde und sich als erste Amtshandlung zur Residenzstadt bekannte, wich die Zukunftsangst der Freude, die in einem illuminierten Stadtbild Ausdruck fand.

Wenngleich sich die Form des Zusammenlebens wohl geändert hat, kommt den Nachbarschaften in einer Stadt damals wie heute große Bedeutung zu; und auch das ein Ziel des Projekts – herauszufinden, wie Nachbarschaften dieser Tage funktionieren. „Für Architekten und Stadtplaner ist das ein wesentlicher Aspekt für die Gestaltung zukünftiger Quartiere“, betont Projektleiterin Dr. Angelika Jäkel. „Außerdem festigen die Nachbarn beim ‚Stadtleuchten‘ den Zusammenhalt oder lernen sich dadurch erst kennen.“

Mitmachen kann jeder, der sein Vorhaben bis Mi, 9.9. online auf der „Stadtleuchten“-Website einträgt und kurz beschreibt. Der Begriff Nachbarschaft wird dabei sehr weit gefasst: Das können Menschen sein, die Seite an Seite wohnen, ebenso wie Gemeinschaften, Vereine, Organisationen oder Belegschaften von Unternehmen. Die eingetragenen nachbarschaftlichen Leuchtzellen finden sich dort auf einem virtuellen Stadtplan, der zum 19.9. auch als „Atlas der Nachbarschaften“ in Printversion erscheint, damit Besucher auf Entdeckungstour gehen können.

Rund 30 Leuchtzellen sind das erklärte Ziel. Was auf jedem Fall strahlen wird, sind die Initial-Leuchtzellen wie die in direkter kultureller Nachbarschaft stehenden Institutionen Kunsthalle, Kunstverein und Architekturschaufenster. Hier erwartet die Besucher außerdem eine besondere „Wald-Straßeninszenierung“ (19 Uhr): Das „Wild am Sonntag“-Team lässt die drei Weinbrennerschen Modellhäuser vom Karlsruher Live-Visual-Performer Cappel Nord sowie lokalen und überlokalen DJ-Größen bespielen. -pat

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