Majolika vor unsicherer Zukunft

Stadtleben // Artikel vom 29.06.2023

Nicht nur die Majolika erlebt gerade unruhige Zeiten, auch ihr neuer Eigentümer Christoph Gröner muss sich derzeit mit vielen Baustellen dies- und jenseits seiner Immobiliengruppe beschäftigen.

Eine Parteispende an die CDU Berlin in Höhe von 820.000 Euro rief jüngst Transparency International auf den Plan. Die Bundestagsverwaltung ermittelt. Der Hintergrund: In einem Radio-Interview nannte Gröner u.a. den Kampf der CDU gegen den damals geltenden Mietendeckel als Bedingung für die Spende. Das wäre Korruption, sagt Transparency International. Gröner selbst streitet die Vorwürfe ab. Dazu nahm er im Mai Abstand von den Plänen, seine Gröner Group an die Börse zu bringen. Zu schwierig sei die aktuelle Marktlage auf dem Immobilienmarkt, als dass sich für den Börsengang viele InvestorInnen begeistern ließen.

Inmitten der Krisenstimmung auf dem Immobilienmarkt muss sich Gröner in Karlsruhe mit anderen, leicht zerbrechlichen Gewerken beschäftigen: Vor knapp einem Jahr übernahm Gröner die Majolika Manufaktur; die Majolika-Stiftung soll dafür einen fünfstelligen Betrag erhalten haben. Kurz nach seiner Übernahme wurden in der Manufaktur Aufträge abgebrochen und die Produktion faktisch eingestellt. Als dies und andere Missstände öffentlich wurden, stand die Majolika kurz vor der Abwicklung. Erst ein Gespräch zwischen Gröner und OB Mentrup änderte die Lage und Gröner selbst übernahm die Geschäftsführung der Manufaktur. Das Interesse Gröners galt von Anfang an vor allem der Immobilie. Nur durch die Einnahmen aus der Vermietung des Gebäudes entstünde ein wirtschaftliches Geschäft. Die Produktion in der Majolika Manufaktur ist seit Jahren hochdefizitär und der Investitionsbedarf groß. Die Keramiköfen sind wie fast die gesamte Technik der Manufaktur veraltet. Entsprechend hoch soll aktuell der Ausschuss sein. Eine „Quersubventionierung“ erhofft sich Gröner durch Start-ups, Boardinghouses, Kursräume oder ein Kino auf dem Gelände.

Doch fehlt ihm der Zugriff auf die Immobilie – die gehört noch der stadteigenen KVVH und der Gemeinderat will die Majolika nur in Erbpacht abgeben. Eine Bedingung dafür ist ein Gesamtkonzept, das auch die Manufaktur beinhaltet und eigentlich bis Anfang Juni fertig sein sollte. Es sollte auch ein erstes Gespräch mit der KVVH stattfinden, doch die Gröner-Seite sagte ab. Das Verhältnis gilt nicht nur durch lange ausstehende Mietzahlungen als belastet. In den ersten Monaten nach der Übernahme liefen große Mietrückstände auf, wie auch die Stadtverwaltung bestätigt: „Seit April erfolgen die Zahlungen der Grundmiete und der Nebenkosten. Zahlungsrückstände aus den vergangenen Monaten sind noch vorhanden.“

Über die genauen Modalitäten der Erbpacht wurde bislang nur auf politischer Ebene gerungen. Bei der Laufzeit zwischen knapp 30 und 99 Jahren bestehen ebenso unterschiedliche Vorstellungen wie bei der Höhe der Erbpacht. Eine jährliche Zahlung von 36.000 Euro und eine Einmalzahlung in Höhe von zwei Mio. Euro für 100 Jahre soll eine der möglichen Varianten sein. Die Mieteinnahmen der KVVH betragen laut Stadtverwaltung derzeit etwa 276.000 Euro. Ohne die Miete für die Manufaktur könnte Gröner damit schon ohne zusätzliche Räume mit jährlichen Mieteinnahmen von etwa 170.000 Euro rechnen.

Noch versuchen einige eine Zukunft für die Majolika jenseits der Privatisierung zu erreichen: „Durch den Verkauf der Majolika an einen privaten Investor und dessen aktuelles Konzept ist all das und die lange kulturelle Geschichte dieses Ortes in Gefahr. Dagegen müssen wir jetzt etwas tun“, heißt es in einer Petition des Kunstakademie-Asta. Drei Karlsruher Hochschulen bieten regelmäßig Keramikseminare in der Majolika an. Die Wartelisten seien regelmäßig voll, sagt Christina Griebel, Professorin an der Kunstakademie. „Es gibt in dieser Generation ein großes Bedürfnis, mit den Händen zu arbeiten. Im Keramikbereich sind die räumlichen Möglichkeiten in der Kunstakademie unzureichend. Die Majolika wäre dafür der Ort schlechthin“, sagt Griebel. Im Kulturausschuss des Gemeinderats wurde Ende Juni ein Antrag der Links-Fraktion beraten. Sie forderte eine Rückübertragung des Majolika-Betriebs an die Stadt und eine Entwicklung des Geländes zu einem „Haus der Kunst und Kultur“, das neben der Stadt auch von den drei Karlsruher Hochschulen getragen werden soll. Der Antrag soll im Gemeinderat weiterbehandelt werden.

Große Chancen hat er nicht. Zu groß scheint an der Stadtspitze der Wille, den teuren Ballast der Majolika abzuwerfen. Selbst dann, wenn nach der Abgabe des Grundstücks der Bestand der Manufaktur nicht sichergestellt wäre. Gegenüber Gemeinderäten sagte OB Mentrup jüngst, dass eine Auflage zur Weiterführung der Manufaktur in einem Erbpachtvertrag rechtlich schwierig umzusetzen sei. Dies werde derzeit juristisch geprüft, hieße es dazu von Seiten der Stadtverwaltung. Ohne eine solche Auflage wäre das Geschäft für Gröner natürlich umso lukrativer. -fk

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