Kunst, Party und Vandalismus

Stadtleben // Artikel vom 12.06.2012

Finissage der „Kunst an der Plakatwand“-Ausstellung im Schlosspark Karlsruhe.

„Der Schlossgarten bleibt ein toller Ausstellungsraum und wunderbare Kulisse für die Kunst an der Plakatwand. Die Finissage bei hoffentlich gutem Wetter wird dies sicherlich noch einmal verdeutlichen.“ Hinter dem lapidaren Abspann zu unserer Nachfrage zur Situation der „Kunst an der Plakatwand“, die nach vielen Jahren Wanderschaft an ihren Ursprungsort in den Schlossgarten nach Karlsruhe zurückkehrte und großformatige Arbeiten von mehr als 20 KünstlerInnen aus Halle, Belgien und Karlsruhe präsentiert, verbirgt sich ein Drama, das auch bei der Finissage am Sa, 16.6. ab 18 Uhr (Grünfläche hinter dem Schloss, freier Eintritt) mit dem zehnköpfigen Mumuvitch Disko Orchestar aus Mannheim (Folk aus Osteuropa mit modernem urbanem Sound) das Gesprächsthema No. 1 sein dürfte.

Denn die Kunstwerke wurden vor allem nachts von Jugendlichen aus der nächtlichen Schlossgarten-Partyszene wiederholt massiv und mutwillig beschädigt, zerstört oder – gegen jeden Ehrenkodex der Graffitiszene – übersprayt. Die Künstler um Initiatorin Angela Junk-Eichhorn standen vor der Wahl, die Ausstellung aufzugeben oder Nachtwachen einzurichten. „Der Kunst-Bewachungsservice findet bis zum Ende der Ausstellung weiter statt. Die vorübergehende Nachtschließung der Tore brachte zwar etwas Entspannung.

Doch mehrere Gestelle mussten erneut ausgebessert werden, es kam auch zu Handgreiflichkeiten zwischen Kunstschützern und betrunkenen Randalierern sowie einem Polizeieinsatz inklusive Festnahme. Einer der Nachtwächter erzählte von mehreren betrunkenen Jugendlichen, die versuchten, mit einem Gullydeckel eine Plakatwand zu attackieren, was glücklicherweise an dem Gewicht des Gullydeckels und der starken Alkoholisierung der Angreifer scheiterte.

Nun ist ja seit unserer ersten Reportage Ende 2006 über das Thema „Komasaufen/Jugendgewalt“ einiges passiert. Marginal scheint inzwischen sogar die Einlieferungsfrequenz in die Kliniken nach Komatrinken zurückzugehen. Allerdings stehen Städte und Gemeinden weiterhin ratlos vor völlig ungelösten Problemen. Man versucht sich an Jugendschutz-Präventionsprogrammen, macht Testkäufe bei Tankstellen und Einzelhändlern (mit permanent schlechten Ergebnissen für den Jugendschutz bei gleichzeitig geringen Bußgeldern), spricht Platzverbote aus (wie in Freiburg) oder kapituliert eben ganz.

Selbst traditionsreiche Musik-Open-Airs in der Region – und zwar jene für Nachwuchsbands – standen wegen des Problems schon vor dem Aus. Auch im Schlossgarten existiert eine für die Behörden offenbar nebulöse „Partyszene“. Das Ergebnis ist augenscheinlich: Der Park ist keine Kifferwiese mehr wie in den 70ern, sondern dank eines Mixes aus Alk und synthetischen Drogen eher ein Fall für Altglas- und Recyclingunternehmen.

Gleichzeitig aber werden die immer beliebter werdenden Partys tagsüber (etwa bei Sportvereinen, im Hardtwald oder anderswo), die von 12-22 Uhr laufen, und das meist völlig relaxt, zunehmend nicht mehr genehmigt – dabei wäre hieraus zumindest mal der Ansatz eines neuen Konzeptes zu entwickeln. Gezwungenermaßen wird dann in die Region ausgewichen, und viele Partys finden privat oder semiprivat statt.

Bei den vielen – nach meiner Erfahrung bei der Genehmigung der INKA-Party am Fr, 13.7. in der Majolika eigentlich kooperationswilligen – Ämtern, die an den Genehmigungen arbeiten, findet sich eben immer ein Hindernis. Statt Verboten, die offenbar nichts bringen, ist hier aber eher Weitsicht und Kooperation gefragt. Denn nicht jeder Schlosspark-Partygänger frisst GBH und säuft einen Liter Wodka zum Vorglühen, bevor er aus Spaß gegen Plakatkunstwände uriniert. Aber auch die, die ganz „offiziell“ feiern möchten, sollten zumindest faire Chancen haben. -rw

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Kommentare

Kommentar von sigmundo |

sehr traurig! aber solange alkohol mehr als 'kulturgut' denn als droge betrachtet wird, werden wir auch solche probleme haben...
freue mich auf die fini!

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