Glasfaserstretch

Stadtleben // Artikel vom 06.08.2021

20 Jahre zu spät – aber die City der deutschen Internethauptstadt hatte bis vor Kurzem auch nur Dorf-DSL – entdeckt die Telekom die 72.00 Einwohner der Südweststadt.

Und schickt eine Truppe FC Honks und Hools durch die Straßen. Straße um Straße. Die fräsen, bohren, kratzen, fegen, plätteln, scharren. Auch sprechen tun sie, vor allem morgens. Später wenn die Bewegungen Richtung Slomo gehen, sprechen sie nicht mehr. Dann trinken und essen sie und sitzen. Mein Lieblingshonk trägt seine orange Weste wie eine Leutnantsuniform. Fehlt nur noch der Orden.

Im Journalistensanatoriumsgebiet Frankenstr. ließ die fröhliche Truppe am Feiertag morgens um 8.30 Uhr die Baumaschinen aufheulen. Polizei kam und so. Tags drauf klingelte es und ein happy Pärchen, offenbar Jungpfadfinderinnen, flöteten fröhlich, ob ich nicht Glasfaser bräuchte. Ich meinte nein. Außerdem hätten sie am Feiertag morgens die Maschinen angeschmissen. Sie sagten etwas traurig: „Ja. Das haben schon andere gesagt.“ Anrufen tun sie einen auch noch. Ist übrigens ebenso verboten. Aber Telekom ist ja wie Staat.

Apropos staatlich alimentiert: Letztlich ist es ja ein geniales Geschäftsmodell: Kann man nix sagen. Bis zu 1.000 MB. Bei Reis ist es künftig so: Bis zu 500 Gramm Reis enthält die Packung. Eventuelle Fehlmengen werden ökologisch durch den Puffreisregulator ausgeglichen. Ich bemühe mich gerade um ein weltweites Patent. -rowa

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