Fairer oder direkter Kaffee-Handel?

Stadtleben // Artikel vom 08.04.2018

Das INKA-Interview mit Alexander König von Q Kaffee.

„Fair-Trade- oder Direct-Trade-Kaffee?“, lautet die meistgestellte Frage an Alexander König, der sich mit seinem Durlacher Rösterei-Café auf Fairen Handel spezialisiert hat. Im INKA-Interview mit Patrick Wurster erläutert er, warum Fair-Trade- und Direct-Trade-Kaffee deutlich weniger konkurrieren als gemeinhin angenommen und welche Alternative er für seinen Q Kaffee sieht.

INKA: Fair Trade, also Fairer Handel, und Fairtrade werden fälschlicherweise oft synonym verwendet. Wo liegt der Unterschied?
Alexander König: Fairtrade ist die eingetragene Marke von Fairtrade International, die das bekannte Fairtrade-Siegel vergibt; hierzu gehören neben Fairtrade noch weitere Siegel, etwa Naturland Fair, und 100 Prozent faire Unternehmen und Importorganisationen wie die Gepa. Fairer Handel hingegen umfasst die gesamte soziale Bewegung, deren Organisationen sich auf eine Definition geeinigt haben, die eine Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen am Anfang der Lieferkette bezweckt. Wer seinen Kaffee im Supermarkt kauft, sollte also vor allem auf die Zeichen des Fairen Handels wie das Fairtrade-Siegel achten, um Ausbeutung zu verhindern.

INKA: Was steckt neben dem direkten Handel noch hinter Direct Trade?
König: Der Begriff wurde vor rund zehn Jahren von Intelligentsia Coffee, Counter Culture & Stumptown in den USA geprägt und umfasst deutlich mehr – vor allem faire Preise und vollständige Transparenz. Zudem ist er für den Specialty-Markt reserviert, da er nach außergewöhnlicher Qualität verlangt. Sowohl in Amerika als auch in Europa gibt es noch einige Röster, die Direct Trade in seiner originären Form leben; es gibt aber ebenso jene, die das Schlagwort als reines Marketing-Instrument nutzen, da es keine einheitliche Definition und damit keinen Schutz vor Missbrauch gibt.

INKA: Also doch besser Fair Trade?
König: Fair Trade und Direct Trade werden in völlig verschiedenen Marktsegmenten genutzt – das eine im Supermarkt, das andere im Spezialitätenmarkt. Während der Faire Handel die Produktionsbedingungen von Alltagsprodukten verbessert, zielt Direct Trade auf eine Nische ab. Denn niemand entscheidet spontan, ob er heute lieber fünf Euro für 500 Gramm Fairtrade-Kaffee der Rewe-Eigenmarke oder bis zu 20 Euro für 500 Gramm Direct-Trade-Kaffee bezahlt. Deshalb stellt sich eher die Frage, welchen Betrag man für seinen Kaffee ausgeben möchte und wie man in seiner Preisklasse ein Produkt bekommt, bei dessen Herstellung keine Menschen ausgebeutet wurden.

INKA: Wie hältst du es mit deinem Q Kaffee?
König: Wir haben uns keinem der beiden Konzepte vollständig verschrieben – aus praktischen wie auch ideellen Gründen. Die ursprüngliche Idee des Direct Trade finden wir großartig, derzeit ist Q Kaffee jedoch noch zu klein, um die notwendigen direkten Handelspartnerschaften aufzubauen. Bei der Menge Kaffee, die wir derzeit umsetzen, wären die Kosten für Organisation und Logistik schlicht nicht tragbar. Außerdem möchten wir gern mehr als nur eine Sorte anbieten und müssten direkte Beziehungen mit entsprechend vielen Partnerorganisationen unterhalten. Allerdings ist Direct Trade nicht der einzige Weg: Unsere Kooperation mit verantwortungsvoll ausgewählten vertrauenswürdigen Handelspartnern erlaubt es, sowohl faire Preise an die Bauern zu bezahlen als auch langfristige Partnerschaften mit Produzentenorganisationen aufzubauen und damit so transparent wie möglich zu arbeiten.

Ottostr. 5 a, Karlsruhe, Tel.: 0721/96 49 92 29, Di-Fr 8-18 Uhr, Sa 9-15 Uhr
www.qkaffee.de

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