Bento – drei Jahre „Café – Bar – Musik“

Stadtleben // Artikel vom 15.09.2011

Das Galerie-Gastro-Mischkonzept hat Angela Wagner ausrangiert, als sie vor drei Jahren das von Karsten Schlesier eröffnete Bento in der Werderstraße samt unkonventioneller Einrichtung übernahm.

„Café – Bar – Musik“ untertitelt der Südstadt-Laden, dessen Gründerzeitwände seit 2006 wieder freigelegt sind; ratzig-kühle Kacheloptik und Putzpatina sind geblieben, mittlerweile liebevoll erwärmt durch altgediente Sitzgelegenheiten quer durch die Bank. „Ich wollte alternative Wohnzimmeratmosphäre reinbringen“, erklärt die Inhaberin den zurückhaltenden Berlin-Schick. Und der wird samt improvisiertem Mobiliar bei gutem Wetter kurzerhand ins Freie verlegt: Was gemütlich genug erscheint, darf raus auf den Werderplatz – vom Omasofa bis zum Knautschsessel.

Doch nicht nur hier, auch in der Bar ist um 22 Uhr schon wieder Zapfenstreich. „Es gibt leider ein paar wenige Anwohner, die den Betrieb massiv auf dem Kieker haben“, erzählt Angela. Die Zeit der regelmäßigen städtischen Sondergenehmigungen ist vorbei, länger als Mitternacht im Ausnahmefall nicht mehr drin. „Es ist verständlicherweise extrem schwierig, den Gästen zu vermitteln, dass wir so früh schließen müssen“, sagt Angela. Grund: der Bebauungsplan des Werderplatzes sieht neben Wolfbräu und dem Gloria-Süd-Nachfolger Iuno keinen weiteren regulären Gastronomiebetrieb mehr vor.

Eine politische Hürde, die von den Machern allein kaum zu nehmen ist. Da ist die ideelle Unterstützung vom Kulturamt nur ein schwacher Trost; zumal sich das Bento auch als Club prima etabliert hat. Donnerstags legen bei freiem Eintritt wechselnde DJs Indie, Elektro, aber auch Funk und Soul auf: Fabian Huismans etwa, die Sous Terrain Schamanen, Peter Gohge, König Saatgut, Christoph Esch, Blechzong oder Hendrik Vogel.

Der kümmert sich neben seinem Ambient-Duo Nugath, das er mit dem inzwischen in die Hauptstadt übergesiedelten Tom Förderer bildet, auch ums Booking, begleitet das Bento samt Konzessionsproblematik von Anfang an. Früher ständig am Start, steht der aus Riegel bei Freiburg stammende, gerade das Nugath-Debüt produzierende Szenograf und Medienpädagoge mittlerweile nur noch hin und wieder selbst an den Bento-Reglern. „Die Stadt braucht einfach eine Location, in der sowohl der DJ-Nachwuchs als auch die Etablierten unkommerziell auflegen können“, plädiert Hendrik, der in den kommenden Wochen Thomas Brand aka Pommes (15.9.), Christian & Kimon (Got Wax/22.9.), Thomas Tabasco (Klick Klack Klub/29.9.) und Phonosoul (Plattentasche/6.10.) aufbietet.

Auch Singer/Songwritern offeriert er seit der Mai-Premiere mit Perry O’Parson monatlich eine Bühne. Nächster Termin ist der 24.9., wenn das Akustik-Elektro-French-Pop-Duett CCOO alias Cécile Anne Noel und Orest Skakun spielt. Und eigentlich könnte sich Angela Wagner auch selbst einladen. Dass die Inhaberin der Galerie-Café-Symbiose entsagt hat, heißt nämlich nicht, dass sie keine kreative Ader hätte: Regelmäßig ziert Kunst das Bento, aktuell die bis 19.9. laufende Fotoausstellung „Vier Stunden Karlsruhe“. Bereits bevor sie das Konzept dezent umgestaltete, entwarf die ausgebildete Modedesignerin als Fräuleinwunder T-Shirts; ersann unterm Label „Kein Blau für Buben“ außerdem Babysachen und Strickmode. Und mit Georg Lenz bildet Angela seit kurzem das Pop-Chanson-Duo „Der Fischer und seine Frau“. Nach der Juni-Premiere bei der „Lesung Süd“ im benachbarten Kohi umrahmten die beiden auch die „Scheffelpreis“-Vergabe.

Am 2.10. steht aber erst mal der dritte Geburtstag unter ihrer Leitung an und alle DJs des Hauses sind für ein Set geladen. Los geht’s wie jeden Sonntag, wenn das Bento ab 11 Uhr bruncht. Seit Mitte August ist unter der Woche bereits zwischen 7 und 10 Uhr geöffnet: Mit dem wortspielerischen „Früh.ling“, frisch gebrühtem Filterkaffee, Croissants und süßen Stückchen bietet das Bento einen weiteren Programmpunkt, der nicht nur in der Südstadt ziemlich alternativlos ist. -pat

Werderstr. 35, Karlsruhe, Mo-Sa 16-22 Uhr, So 11-22 Uhr, Tel.: 0721/174 79 06
www.bento-bar.de

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