Tocotronic
Popkultur // Artikel vom 15.10.2013
„Digital ist besser“ war gestern, war 1995, war das erste Album von Tocotronic.
Zwei Jahrzehnte und neun LPs später beeinflusst eine Bandmaschine aus den 1950er-Jahren den Sound auf „Wie wir leben wollen“. Keine Hochglanz-Produktion, kein Rückgriff auf den Schrammelsound der frühen Toco-Tage – und Retro? Nee, auch nicht wirklich.
Eingebettet in den verwaschenen, warmen, schartigen Klang singt Dirk von Lowtzow über Swimmingpools und wie es ist, ein Neutrum zu sein – aber eigentlich geht’s um Vorstellungen darüber, „wie wir leben wollen“. In einer Liste von 99 Thesen, die der Platte beiliegt, zählt die Band auf, wie sie sich das so vorstellt: „sich selbst verdauend“, „operiert“, „als Prinzessinen“ oder „in der Fächerposition“. Gar nicht so weit vom Fächer ist übrigens Sänger Dirk von Lowtzow aufgewachsen, den Friedemann Dupelius für INKA befragt hat.
INKA: In einem Zeitungsinterview habt ihr bedauert, dass ihr euch noch keine Häuser am Strand leisten könnt. Wäre eine Hütte im Schwarzwald im Budget, zum Beispiel so bei Offenburg? Würdet ihr die überhaupt wollen?
Dirk von Lowtzow: Wir wir alle wissen, Baden ist das Kalifornien Deutschlands und Offenburg sein Los Angeles. Die Umzugskisten sind gepackt!
INKA: 18 Jahre nach „Freiburg“ – wann kommt der „Karlsruhe“-Song? Wovon würde er handeln?
von Lowtzow: Es wäre ein Loblied auf die charmanten Mitarbeiter des Badischen Kunstvereins und des Substage, den zwei wichtigsten Orten Karlsruhes. Und, ja, ist schon in Arbeit.
INKA: Welche eurer 99 „Wie wir leben wollen“-Thesen aus dem Album-Booklet habt ihr bislang umsetzen können? „Stumm“, „Am Nachmittag“, „Auf Pilgerfahrt“?
von Lowtzow: Just in diesem Moment, also am Nachmittag, befinde ich mich stumm auf einer Pilgerfahrt. Drei auf einen Streich.
INKA: Welche wird als nächstes ausprobiert und warum?
von Lowtzow: 22. High – anders kann man eine stumme Pilgerfahrt am Nachmittag nicht überstehen.
So, 3.11., 20 Uhr, Substage, Karlsruhe - präsentiert von INKA
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