Hörprobe
Clubkultur // Artikel vom 19.12.2010
Zappen, Klicken, Querlesen – kaum eine Rezeption läuft noch linear nach altem Muster.
Wer liest noch ein Buch von vorne bis hinten, hört ein Album komplett durch, wenn schon das Leseverhallen bei E-Mails nach fünf Zeilen im Steilflug nach unten geht und nur noch Bild- und Text-Flash zählen? Also rein ins Gezappe mit einem kleinen Streifzug durch die letzten Monate, Hörproben bei iTunes, Beatport, Finetunes und Co.!
Labels, die heute noch Künstler aufbauen, und das im Albumformat, sind vor diesem Hintergrund selten. Umso erstaunlicher die Entwicklung von Ellen Alliens Berliner Label Bpitch Control, das nach dem großartigen Entwurf eines deutschen Dub-Step-Reggaes von Jahzcoozi auch in Sachen House und Pop brilliert: „Alive“, das Debütalbum des Tel Aviver Producers Chaim, surft äußerst fluffig durch upliftenden House mit Popappeal.
Das italienische Duo We Love mit Performerin und Sängerin Giorgia Angiuli und Produzent Piero Fragola präsentiert mit „We Love“ dagegen ein 80s-orientiertes, sehr emotionales Glam-Popalbum mit Synthies und Gitarren. Einen guten Gesamtüberblick über das musikalisch sehr variable Label gibt die aktuelle Compilation „Werkschau“ (erscheint am 31.1.2011), auf der auch Tracks von Sascha Funke, Paul Kalkbrenner oder Ellen Allien selbst enthalten sind (Vertrieb: Rough Trade/Kompakt/Finetunes).
Ebenfalls ein über Jahre stilvoll aufgebautes Label ist das der Münchner Tom Bioly and Benjamin Fröhlich: „Permanent Vacation“ (Vertrieb: Groove Attack) ist eine stilvolle Adresse für druckvollen Neo Disco, luftigen House, deepere Techno-Sounds oder Balearic Vibes. Der bislang größte Erfolg ist wohl der Release von Tensnakes „Coma Cat“, ein Track, der wie „Reckless...“ von den kanadischen Überfliegern Azari & III ein weltweiter Clubhit mit ungezählten Lizenzierungen ist.
Beide sind zu finden auf der Doppel-CD „Selected Label Works“ – nebst jeder Menge weiterer fülliger Neodisco-House-Electro-Bouncher von u.a. Midnight Magic, DMX Crew oder Pollyester. Gut reinchecken in die Labelarbeit kann man auch auf der Benefiz-Compi „Right To Play“. -rw
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