Haltbares Hack - Fünf Jahre Alte Hackerei

Popkultur // Artikel vom 19.06.2011

Alte-Hackerei-Chef Plüschi im INKA-Interview.

Vor vier Jahren hat Christian Bundschuh, stadtweit besser bekannt als Plüschi, in der Alten Hackerei den Schlachtbetrieb wieder aufgenommen. Mit INKA-Redakteur Patrick Wurster plauschte er zum Jubiläum über den sich allmählich füllenden Kreativpark und die Zukunft seiner „gepflegten Punkrock-Bar“.

INKA: Vom 3.5.2007 bis 16.10.2010 musstet ihr das gesamte Schlachthofgelände bespielen – mal abgesehen von den Nachbarn Tollhaus und Jazzclub. Bist du selbst ein wenig verwundert, dass ihr als Quasi-Alleinunterhalter über drei Jahre lang durchgehalten habt?
Plüschi: Planmäßig hätte die Entwicklung des Areals viel schneller voranschreiten sollen, das Substage war ja eigentlich schon für 2009 angekündigt... Letztendlich sind wir aber freudig erstaunt, wie sich die Alte Hackerei trotz allem etabliert hat. Und das, obwohl wir immer noch mit Halbjahresverträgen arbeiten! Publikum wie Bands zeigen sich äußerst angetan von Location, friedlicher Stimmung und der netten Behandlung.

INKA: Auf Laufkundschaft konntet ihr nicht bauen – ist mit dem Substage alles besser geworden?
Plüschi: Bislang mussten wir jeden aus eigenen Stücken hierher bewegen. Jetzt ist die Frequenz naturgemäß höher, nur unter der Woche geht abends nach wie vor noch viel zu wenig. Wir warten aber auch nicht darauf, dass die Leute vom Substage rüberkommen, sondern ziehen mit unseren eigenen Veranstaltungen Publikum. Das ist die einzig richtige Politik.

INKA: Welche Rolle spielt die Authentizität bei eurem Liebhaberprojekt?
Plüschi: Der Hintergedanke war durchaus, die Abende dort zu verbringen, wo mir die Musik zusagt. Das muss nicht immer Punkrock sein. Aber wir haben grundsätzlich einen Anspruch an die Dinge, die wir machen – ob das nun Konzert, „Die nette Hackerei Cocktail Bar“ oder der „Top oder Flop“-Plattenversteigerungsabend ist. Da muss Liebe und Gefühl bei sein. Und wer in der Hackerei arbeitet, trägt das nach außen.

INKA: Schon 2004 versuchten sich Bekannte von dir mit einem amtlichen Konzertprogramm an der Schlachthof-Gaststätte und mussten wegen finanzieller Schwierigkeiten im Jahr drauf wieder schließen. War das für dich kein warnendes Beispiel?
Plüschi: Ich habe damals Konzerte im Schlachthof veranstaltet und kann sagen: Schlachthof und Hackerei – das sind zwei völlig verschiedene Konzepte. Die Fixkosten im Schlachthof waren unglaublich hoch und deswegen auf Dauer untragbar. Wenn die Hackerei unter der Woche einmal nicht so gut frequentiert ist, können wir das sehr wohl kompensieren. Denn diese Mischung aus Kneipe und Livemusikstätte gibt es so in der Stadt kein zweites Mal. Ich war früher viel auf Tour, arbeite noch als Tontechniker, habe national wie international Kontakte zu Bands und Agenturen. Das und die Kooperation mit dem KKKA, dem Verein zur Förderung der Kunst und Kultur in Karlsruhe, macht es uns möglich, Bands wie die UK Subs, Leatherface oder Spermbirds zu buchen, die in einem so kleinen Laden sonst gar nicht auftreten würden.

INKA: Wie siehst du die Zukunft des Schlachthof-Areals?
Plüschi: Ganz toll ist die gelebte Nachbarschaft mit den anderen Mietern auf dem Gelände! Aber meine Vision ist, dass die Leute gezielt in den Schlachthof kommen, um sich zu amüsieren. Das wird in ein paar Jahren auch so sein, aber dazu muss noch das ein oder andere passieren. Es mangelt grundsätzlich an Infrastruktur.

INKA: Ihr bleibt derweil nicht tatenlos: Das Gebäude 10b soll sich vergrößern?
Plüschi: Der Umbau der Hackerei findet im Juli statt und wird etwa fünf Wochen dauern. Aber der Betrieb muss parallel weiterlaufen, sonst ist das praktisch ein Neustart. Wir können hier nicht noch einmal so viel Energie reinstecken wie die vergangenen vier Jahre und ziehen deshalb während der Bauzeit provisorisch in die Alte Fleischmarkthalle. Dort öffnen wir hauptsächlich am Wochenende, auch „Top oder Flop“-Abend und Musikquiz finden statt, einen Biergarten richten wir ebenfalls ein. Und danach möchte ich einfach so arbeiten können wie andere Läden auch: mit langfristiger Perspektive.

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