Die Querfunker stellen sich vor: „Feedback“ von Joachim Hirling

Popkultur // Artikel vom 17.03.2024

Wie nur wenige „Popmusiker“ ist Jimi Hendrix, geboren am 27.11.1942, auch über 50 Jahre nach seinem viel zu frühen Wechsel vom Dies- ins Jenseits am 18.9.1970 in London nach wie vor aktuell geblieben.

Kaum ein/e GitarristIn bleibt früher oder später von dem mit nur 27 Jahren gestorbenen Afroamerikaner mit vielen Wurzeln unberührt. Bis heute sind seine Todesumstände nicht zweifelsfrei geklärt. Dazu trägt u.a. bei, dass die CIA-Akte nach wie vor nicht vollständig veröffentlicht und das, was zugänglich ist, stark in der Lesbarkeit unkenntlich eingefärbt ist… Interessant zu beobachten ist, dass viele Liebhaber seiner Musik mit jeder neuen Generation begeistert nachwachsen. Unabhängig davon, ob mit oder ohne Instrumentenkenntnisse. Und genau für all diese Menschen gibt es die monatliche Sendung „Feedback“. Immer wieder angereichert mit Infos zu den gesendeten Musiktiteln und dem Leben von Jimi Hendrix.

Mit „More“ werden aber auch weitere Musiker mit ihren Songs und Sounds aus diesem Kosmos vorgestellt: Das reicht von den Anfängen des Blues über den Club 27, zu dem Hendrix selbst gehört, seinen Zeitgenossen, Jazz, Covers von ihm und zu seinen Stücken bis hinein in die Gegenwart, ebenso auch Ausflüge in die Klassik. Außerdem werden postume Neuerscheinungen von Hendrix vorgestellt, wie zuletzt einige Zusammenstellungen aus seiner Zeit vor der „Experience“ oder das 2020 offiziell erschienene Livekonzert vom 30.7.1970 auf Maui, Hawaii. Ebenso aber auch die klassischen Alben und deren einzelne Musiktitel. Wie bei jedem einflussreichen Künstler sind für die Nachwelt auch die Skizzenbücher interessant. In ihnen finden sich viele Entwicklungslinien seines offiziellen noch zu Lebzeiten herausgegeben Musikkatalogs. Dieses Skizzenbuch besteht bei Hendrix meist aus Tonbandspulen.

Da er keine Noten lesen konnte, behalf er sich ganz einfach damit. Ebenso wie er eigentlich fast immer eine Gitarre dabeihatte, so hatte er auch wo immer möglich ein Aufnahmegerät dabei, ob in Konzerten oder im Hotelzimmer auf Tour. Am besten war das Aufnehmen natürlich in einem der damaligen Profistudios. Und das nicht nur für die eigentlichen Aufnahmesessions, er ließ auch fast alle seine Jams aufzeichnen. Dies war damals sehr unüblich und nebenbei auch teuer. Es war aber dennoch sinnvoll, da er seine neuen Stücke oft aus solchen Jams heraus entwickelte.

Erstaunlich war auch, wie schnell er sich einmal gehörte Melodien merken und recht schnell spielen konnte. Hier half ihm dabei vermutlich auch seine angeborene, nicht drogenindizierte Fähigkeit, musikalischen Töne in seinem inneren Auge auch als Farben wahrzunehmen. Heute wird dies als Synästhesie bezeichnet, die überproportional bei Künstlern zu finden ist. Darüber hinaus zeichnete und malte er auch sehr gerne. Weiter bemerkenswert ist auch seine lyrische Fähigkeit, die er entwickelte. Herkommend aus sehr armen Verhältnissen aus Seattle auch nur mit einer einfachen Schulbildung. Hier war sicher Bob Dylan eine starke Inspirationsquelle. Und auch ein Grund, sich das Singen seiner Lieder selbst zuzutrauen. Die Grundlagen fürs Gitarrespielen brachte er sich weitgehend autodidaktisch als Teenager bei, hie und da schaute er sich manches bei Freunden ab. So stieg er nach einigen Wanderjahren als Begleitmusiker im sogenannten Chitlin’ Circuit der USA als weitgehend Unbekannter im Herbst 1966 von Chas Chandler, Ex-Bassist der Animals, nach London gebracht, in wenigen Monaten zum Superstar auf.

Bis zum Herbst 1970 blieben ihm lediglich vier Jahre, seine eigene Kreativität zu verwirklichen. Was wäre wohl alles noch gekommen, bei diesem allem Neuem so aufgeschlossenen jungen Künstler. Er war ein Musiker, der sich immer weiter für Neues interessierte, gewohnte Pfade verließ. Würde er heute noch Leben – am ZKM-Hertz-Institut mit dem Klangdom im blauen Kubus mit seinen über 40 einzeln ansteuerbaren Lautsprechern und den vielen weiteren Möglichkeiten aktueller Technik hätte er ganz sicher seine Freude!

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