ZKM-Gameplay: Im Gespräch mit dem HfG-Gamelab
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 14.06.2013
Sie machen nicht nur blöd, süchtig und gewalttätig, sondern landen auch im Museum, und das zunehmend.
Den Computerspielen widmet das ZKM die Ausstellung „Welt der Spiele“, die für das Wissenschaftsfestival „Effekte“ unter dem Namen „ZKM-Gameplay“ neu eröffnet. Was bedeuten Computerspiele, welche Rolle nehmen sie in der Gesellschaft ein, wie wirken sie, welche Ästhetiken gibt es? Darum geht es, und natürlich finden auch die jüngeren Entwicklungen von künstlerischem Spiel, experimentellen Ansätzen und dem „Serious Game“ ihren Platz. Friedemann Dupelius sprach anlässlich der Neueröffnung der „Gameplay“-Ausstellung im ZKM mit den Machern des Gamelab an der HfG.
„Please put the Gamepad down“, befiehlt die Schrift auf dem Bildschirm. WTF, wie bitte? „I’m serious. This is not a game!“ Das scheinbare Jump’n’Run-Spiel von Matthias Richter fordert den Spieler auf, das Spielen sein zu lassen. „This is not a game“ ist aber mitnichten ein pädagogischer Kniff, die Jugend vor der heimtückischen Verführung des Computerspiels zu schützen. Vielmehr setzt es sich künstlerisch-reflexiv mit dem Medium auseinander. Entstanden ist es im Gamelab der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe, wo man sich seit drei Jahren praktisch und theoretisch mit Computerspielen, ihrer Machart, Wirkung und Ästhetik beschäftigt. Dort wird gezockt, diskutiert, geforscht und an eigenen Projekten gearbeitet. Es kommen nicht nur HfGler, sondern auch Studierende des KIT oder der Musikhochschule.
„Das Gamelab zieht Leute an, die sich mit den Limits des Spieledesigns, mit kreativen Alternativen beschäftigen“, erzählt Adam Rafinski, der das Spielelabor mit HfG-Professor Michael Bielicky gegründet hat. So beschäftigt man sich mit Spielformen, die sich von den gewohnten Produkten der Spiele-Industrie abheben, oder, wie Rafinski zusammenfasst, „mit dem künstlerischen, subversiven und innovativen Spiel.“ Neben dem künstlerischen Spiel, das oft an Video-, Performance- oder Installationskunst andockt, ist das zum Beispiel das Pervasive Game – das Spiel, das den Alltag, die „Realität“ durchdringt. Ein solches ist „You Are Hero“, an dem Greta Luise Hoffmann gerade im Team arbeitet. Mithilfe spielerischer Mittel soll es dazu beitragen, freiwillige Hilfsbereitschaft im alltäglichen Leben, auch jenseits des Screens, zu stärken.
„Freiheit und Freiwilligkeit – das ist Spiel!“, findet sie. Ihr favorisierter Spielbegriff ist das englische „Play“: „Das kommt dem nahe, wenn man sich als Kind verkleidet und fantasievoll spielt, während ’Game’ das Spiel ist, das den Regeln im strikten Rahmen folgt.“ Unter den anderen Projekten des Gamelab tummeln sich unter anderem ein philosophisches Kartenspiel, ein „Serious Game“ zur Atomkraft, ein Soundspiel und Games, die das Medium Spiel an sich reflektieren.
Das Nachdenken über das Spiel und den Spielbegriff spielt eine wichtige Rolle im Gamelab: „Die Leute werden hier nicht geschult, eine Rolle innerhalb der Industrie einzunehmen, sondern ihre eigene Rolle zu finden“, bekräftigt Rafinski. Dabei zusehen kann man ihnen in regelmäßigen Ausstellungen – auch in der „Gameplay“-Ausstellung, die im Juni im ZKM neu eröffnet, werden Gamelab-Projekte wechselnd zu sehen und, wichtig!, aktiv zu erfahren sein. -fd
Neueröffnung Gameplay: Fr, 21.6., 15 Uhr, Eröffnungsveranstaltung 18 Uhr, ZKM-Medienmuseum, Karlsruhe
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