Wie Karlsruher Galeristen die „art“ sehen

Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 10.03.2011

Artige Zurückhaltung war gestern.

Denn vor Ort haben zu Anfang die wenigsten Galeristen aus der Region verfolgen wollen, wie aus der „art“ ein ernstzunehmender Umschlagplatz für Kunst, nach Köln und Basel der dritte Leuchtturm im deutschsprachigen Messegeschehen geworden ist. Seit Anbeginn hält Alfred Knecht der „art“ die Treue. „Sie ist ein Glücksfall für Karlsruhe“, sagt der Galerist. Eigens wegen ihrer „klugen Konzeption“ verlegte der Pforzheimer Dirk Supper Ende 2006 sogar seinen Standort. Als Teilnehmer der ersten Stunde hat auch er die „art“ heranwachsen sehen und dort seine „besten Kunden getroffen“.

Lukas Baden von der Galerie Ferenbalm-Gurbrü Station sieht in der „art“ ein weiteres „Fest für Karlsruhe“, bei dem er mit seinem Zwillingsbruder Sebastian seit 2008 „sehr gute Geschäfte“ macht. Unberechenbar bleibt die „art“ für Helgard Müller-Jensen, die mit ihrer Galerie Rottloff das zweite Mal dabei ist: „Eine solche Messe ist immer ein Risiko“, sagt sie. „Ich habe im letzten Jahr gut verkauft, aber man weiß vorher nie, wonach das Publikum Ausschau hält.“

Einen Gewinn versprechen sich selbst jene, die gar nicht unmittelbar beteiligt sind – wie die Galerie Voegtle. „Das ist ein genereller Schritt, der mit viel Aufwand verbunden ist und nicht nur eine Kosten-Nutzen-Frage“, sagt Raimund Vögtle, der sich eine „art“-Teilnahme in Zukunft durchaus vorstellen kann. Dieses Jahr setzt er noch darauf, dass das kunstaffine Publikum während der „art-Nacht“ zu ihm in die Galerie kommt.

Als einer der wenigen findet Michael Oess von der Neuen Kunst Gallery auch klare kritische Worte: „Die ‚art’ ist die schönste Messe, die ich in Deutschland besucht habe, allerdings wird sie nicht in der vorhandenen Qualität erfasst. Das Publikum ist anders als auf internationalen Messen, ich vermisse die Ausgewogenheit“, hadert Oess gemünzt auf die mangelnde Kauflust an seiner Koje: „Der Mut, auch junge Kunst zu erwerben, fehlt leider noch.“ Und Clemens Thimme pflichtet bei: „Auch wenn das Niveau von Jahr zu Jahr besser wird, sind Häuser mit zeitgenössischem Programm angefangen bei den hippen Hauptstadtgalerien noch nicht so präsent. Und viele Besucher bedeuten nicht zwangsläufig viele Käufer. Die Abschlüsse bewegen sich in Köln und Basel in ganz anderen Dimensionen.“

Für Dorothee Bode geht es dagegen neben dem Verkaufen auch ums Vermitteln von Kunstverständnis. „Viele schlendern wie Museumsbesucher durch die Hallen“, hat Karlheinz Meyer festgestellt, der seine beiden „art“-Ausflüge dennoch als „wirtschaftlichen Erfolg“ verbucht. Er sieht die Messe aber mehr national denn international. „Sonst wäre die Verkehrssprache nicht Deutsch, sondern Englisch“, bestätigt Thimme und resümiert: „Für Außenstehende ist es ein Ereignis geworden, für uns bleibt es eine Verkaufsausstellung. Aber wenn Ewald Karl Schrade seine ‚art’ so weiterentwickelt wie bisher, ist ihr der Platz im Kunstmessenkalender nicht mehr zu nehmen.“ -pat

Do-So, 10.-13.3., 12-20 Uhr, So 11-19 Uhr, Messe Karlsruhe, Eintritt: Tageskarte 16 Euro (erm. 12 Euro), Abendkarte ab 17 Uhr 10 Euro, 2-Tageskarte: 24 Euro (erm. 20 Euro), 3-Tageskarte: 30 Euro, Gruppe (ab 10 Pers.) je 12 Euro, art-Nacht: Sa, 12.3., 20-24 Uhr, Eintritt: mit art-Ticket hausübl. Erm., mit VIP-Ticket freier Einlass, After-art-Party: Sa, 12.3., 22-5 Uhr, Café Max, Eintritt: 5 Euro
www.art-karlsruhe.de

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