White City

Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 06.07.2012

Der slowenische Künstler Tobias Putrih untersucht in Raumarbeiten politische wie soziale Utopien und erkundet dabei idealistische Vorstellungen aus Wissenschaft, Architektur und Design.

Für die Räume der Villa Merkel hat er Strukturen der Gebäude der 1893 in Chicago ausgeführten Weltausstellung aufgenommen und eine Architektur in der Architektur erschaffen.

Chicago richtete die erste Weltausstellung auf dem amerikanischen Kontinent aus. Auf einer Fläche von über 600 Hektar entstand der Prototyp einer idealen Stadt. Die weiß gestrichenen, nach neoklassizistischen Prinzipien entworfenen Modellgebäude führten zum geläufigen Namen White City.

Im Bezug hierauf stellt Putrih aus einfachen Materialien fragile, raumgreifende Strukturen her, die sich ambivalent zwischen Architektur und Objekt bewegen. Dabei werden verschiedene historische Bezüge aufgenommen. Der amerikanische Architekt Louis Sullivan beispielsweise bezeichnete den Stil der Ausstellung schon damals als einen Rückschlag in der amerikanischen Architektur.

Unter anderem prägte der Besuch der Ausstellung auch den österreichischen Architekten Adolf Loos, der nach seinem Besuch in den Vereinigten Staaten einen radikalen ästhetischen Purismus entwickelte und später seine bekannte Streitschrift „Ornament und Verbrechen“ verfasste.

Im Obergeschoss der Villa Merkel erweitern Collagen, Reliefs aus Zeitungspapier und Zeichnungen den Blick auf die White City. Der Lichthof dagegen wird von einer massiven, schwarzen Struktur belagert, die im vergangen Jahr erstmals in Hongkong gezeigt wurde. Die flexiblen Metallplatten bilden horizontale und senkrechte Flächen und verweigern sich einer eindeutigen Einordnung in Design, Architektur oder Objekt. -ps

Eröffnung So, 8.7., 11 Uhr, 8.7.-2.9., Villa Merkel, Esslingen

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