Und ewig grüßt Marcel Duchamp

Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 23.11.2015

Der „Vater des Ready Made“ bietet eine ganz wunderbare Projektionsfläche mit seinen zahlreichen Anspielungen und humorvollen Kunstwerken, die mittels Sprache und Alltagsmaterial einen neuen Blick auf scheinbar Altbekanntes eröffnen.

Bethan Huws nimmt aber nicht nur Duchamp und seine prägnanten Werke aufs Korn, sondern auch einen echten Altmeister des hintersinnigen Witzes: René Magritte. Hier liegt eine Pfeife, dort steht auf einem Rollladen (den Rahmen dazu besorgt das Alu-Fenster) „Das ist keine Pfeife“ – der Zusatz „es ist ein Gemälde“ zeugt ebenfalls von Huws’ Auseinandersetzung mit Magrittes Spiel mit Objekt, Wahrnehmung und Wiedergabe.

Und auch vor Joseph Kosuths „One and three chairs“ macht sie nicht Halt. Bild, Abbild und Reflexion stand bei diesem Konzept-Kunstwerk im Fokus, das Huws mit dem Bügeleisen, dessen Foto das Objekt verstellt, wieder aufleben lässt. So dekonstruiert die walisische Künstlerin in der aktuellen Ausstellung in der Orangerie die Großmeister des Konzepts und erweist ihnen gleichzeitig mit ironischen Wortspielen in Anlehnung an Pissoir und Pfeife die Referenz.

Duchamp legte das Pissoir auf den Boden und nannte es „Fontäne“, derweil schilt Huws den Betrachter listig „Piss off, I’m not a fountain.“ Im letzten Raum kreiert sie dann einen Wald aus denselben Flaschentrocknern, die Duchamp 1914 als Ready Made einsetzte, was durchaus als Verbeugung vor diesem radikalen Neuerer der Kunst gewertet werden kann. -ChG

bis 17.1., Orangerie der Kunsthalle Karlsruhe

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