UND #4

Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 06.03.2009

Und was gibt’s noch?

Schon zum vierten Mal bietet die UND #4 ergänzend zur art Karlsruhe ein breites Spektrum an junger, aktueller Kunst. Die beteiligten Einzelinitiativen sind nicht per se kommerziell ausgelegt, vielmehr werden sie als Experimentierfläche genutzt. Als sich die Poly Produzentengalerie 2005 für die Junge Liste Basel bewarb, doch schließlich nicht entscheiden wollte, welche drei Künstler – von allen Polymitgliedern finanziert – teilnehmen sollten, kam der Gedanke auf, selbst eine Kunstmesse für Künstlerinitiativen parallel zur art Karlsruhe zu initiieren.

Gedacht, getan: Zum vierten Mal bereichert heuer die UND das Kunstmessenleben. Den Organisatoren, Klaudia Wiener, Cosima Klischat und Joachim Hirling (alle Poly-Mitglieder), gelang es, auch, die Stadt von dem Konzept zu überzeugen. Die erste UND fand in einem ehemaligen Supermarkt beim Waldhornplatz statt, dann bespielten sie im Jahr darauf die inzwischen abgerissene Halle des ehemaligen Autohauses Zschernitz, und im vergangenen Jahr präsentierten sie sich in den kleinen Parzellen des ehemaligen Versorgungsamtes. Jahr für Jahr steigerten die Kunstinitiativen dabei die Attraktivität ihrer Präsentation.

„Für 2009 haben wir die Nancyhalle überlassen bekommen,“ erzählt Cosima Klischat. Die große, zentrale Halle mit ihren vielen verschiedenen Räumen hat viele Vorteile, doch die Künstlerin weiß auch um die Gefahren: „Wir nehmen uns viel Zeit, um Konzepte zu erarbeiten: Wie zeigen wir die Arbeiten, ohne dass es ein Kruschtelmarkt aus Stellwänden wird?“ Falls der Gemeinderat zustimmt, sei die Stadt wohl nicht abgeneigt, die UND für die kommenden Jahre in der Nancyhalle zu beherbergen.

Den 28 beteiligten Initiativen (15 davon stammen aus Karlsruhe) mangelt es wahrlich nicht an Ideen. Das Elaboratorium will beispielsweise zwei begehbare Buchstaben (KA) kreieren, während man bei Poly in einen Reisebus steigen kann. Juliane Spingler plante gemeinsam mit Evelyn Kopp eine interaktive Installation: „Kuschelpop-Reisen“. Beide Künstlerinnen werden als Teil der Arbeit in der Installation präsent sein und das Reisebüro betreuen. Mal planen sie die Tour, mal begleiten sie die Reisenden. Das Angebot reicht von einem Ausflug ins Burda-Museum Baden-Baden oder an den romantischen Mummelsee, ein Dinner for two, das beide ausrichten, bis zu einer echten Reise nach Paris oder Venedig.

Schon im vergangen Jahr sorgte das Künstlerinnenduo SaDoRost für Aufsehen mit ihrer „Sockentausch-Aktion“: alte Socken konnten gegen ein von den Künstlerinnen neu gestaltetes Sockenpaar getauscht werden. Momentan ist das Tandem übrigens noch im Skulpturenpark Ostaue vertreten: Auf dem Grünstreifen gegenüber Schloss Gottesaue hängen alte Fußbälle im Baum, auch so eine Tauschaktion, die Kinder ki­cken jetzt mit einem SaDoRost-Ball.

Unter dem Logo „Paul Schwarz Lopez“ nimmt auch Eva-Maria Lopez an der UND #4 teil, gerade wieder aus Graz zurück, wo sie ein Projekt betreute. Erneut ist Manfred Stürmlinger mit dem RaumZeitLabor vertreten und wird eine Installation im Außenraum der Nancyhalle aufbauen. Auch Kohi und Kunstgenerator Schlachthof sind mit von der Partie.

Inzwischen hat sich die UND etabliert, Klischat bemerkt: „Diesmal mussten wir keine Initiativen mehr anschreiben, es kamen bereits so viele Anfragen. Doch wir haben uns bewusst entschieden, alle aufzunehmen, weil wir uns zutrauen, alle gut zu präsentieren.“ Mit dabei ist erstmals die vor 24 Jahren gegründete, älteste Produzentengalerie Deutschlands, die „GaDeWe“ (Galerie des Westens) aus Bremen. Andere Initiativen kommen aus Mexiko, der Schweiz und Polen. „Aus Armenien wird auch eine Initiative vertreten sein.

Obwohl diese Künstler aus finanziellen Gründen nicht vor Ort sein können, haben sie die Möglichkeit, eine Gemeinschaftsarbeit auf der UND zu präsentieren. Normalerweise betreuen bei uns die Künstler selbst ihren Stand. Wir bieten den armenischen Kollegen eine Möglichkeit sich trotzdem zu zeigen,“ meint Klischat, deren Arbeiten im Januar in Budapest von einer Galerie ausgestellt wurden.

Die besucherfreundlichen Öffnungs­zeiten bringen manche Beteiligten an die Grenze, immerhin müssen sie tagelang von 12 bis 24 Uhr Präsenz zeigen. Doch die Arbeit lohnt sich. Zu sehen ist in diesem Jahr wieder eine Mischung aus unkonventioneller Malerei, Skulptur, Installation und Performance. Auch die Ferenbalm-Gurbrü Station startete auf der UND. Jetzt nimmt die Galerie der Brüder Baden bereits zum zweiten Mal als exotischer Vogel an der art Karlsruhe teil.

Ist die UND nur ein Sprungbrett? Warum nicht, das sehen die Organisatoren entspannt: „Wir begreifen uns weder als Gegenveranstaltung noch als Konkurrenz zur art Karlsruhe. Es ist doch gut, wenn sich Kontakte ergeben“, sagt Klischat. Gelegenheit für Gespräche, Begegnungen, Diskussionen, Musik und Vorträge gibt es mehr als genug. Ein Veranstaltungs­schwerpunkt beleuchtet am Sonntag zum internationalen Tag der Frauenrechte die Stellung der Künstlerin heute. -ub

Vernissage: Di, 3.3., 19 Uhr, Öffnungszeiten Mi, 4.3.-Sa, 7.3.: 14-24 Uhr, So, 8.3.: 11-22 Uhr, Nancyhalle, Kongresszentrum am Festplatz, Karlsruhe
www.und-1.de

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