No Gold Please

Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 05.11.2012

Pforzheims Vergangenheit als Zentrum der Goldschmiedekunst wirkt bis heute – aber anders, als viele erwarten.

Zahlreiche Unternehmen der Präzisionstechnologie haben ihren Ursprung in der Juwelierskunst der ehemaligen badischen Residenz. Die glänzende Zukunft der Stadt hat jedoch nicht nur mit Gold zu tun. Mit Kreativität dagegen sehr viel: In der traditionsreichen Goldstadt Pforzheim, zugleich moderner Designstandort, stellen jetzt 20 junge Gestalter aus fünf Ländern unter Beweis, wie schmückend Materialien aus der Dental- und Medizintechnik sein können.

„No Gold Please“ heißt der diesjährige „Young European Talents“-Workshop, den der Studiengang Schmuck und Objekte der Alltagskultur an der Fakultät für Gestaltung der Hochschule Pforzheim in Kooperation mit dem Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP) realisiert. Das Projekt der Initiative „Create PF“, das zum vierten Mal in Pforzheim stattfindet, soll die Kreativszene rund um den Globus vernetzen und Impulse für den Kreativstandort Pforzheim geben.

Darüber hinaus schließt Pforzheim mit dieser Reihe nicht nur an seine Vergangenheit als weltweit anerkanntes Zentrum der Goldschmiedekunst an, sondern führt diese in die Zukunft: Denn aus dem Schmuckhandwerk entwickelte sich in der Region die Präzisionstechnologie – und deren Materialien, die vorwiegend in der Medizin eingesetzt werden, sollen nun wiederum Eingang in modernes Schmuckdesign finden. So ergibt die Verschmelzung von Vergangenheit und Gegenwart eine Perspektive für die Zukunft des Kreativstandorts und der Studenten.

Angehende Schmuckdesigner von renommierten Hochschulen aus England, der Schweiz, den Niederlanden, Israel und Pforzheim lernen neue Materialien kennen und experimentieren mit ihnen. Was können Menschen künftig tragen, sich anhängen oder anstecken, um sich zu schmücken – abgesehen von Gold? Wie müssen innovative Materialien dafür beschaffen sein, wie lassen sie sich verarbeiten, welche neuen Designformen können entwickelt werden?

Gemeinsam mit Pforzheimer Unternehmen werden moderne Materialien – unter anderem eine neuartige Keramikmasse oder Memory Metall – daraufhin untersucht, wie sie zu Schmuck verarbeitet werden können. Solche bislang fast nur technisch genutzten Materialien und Legierungen lassen sich mit Hilfe modernster Präzisionstechnologie formen und öffnen dem Schmuckdesign neue ästhetische Dimensionen.

Auf welche Weise sich Materialien aus der Präzisionstechnologie zu neuen Schmuckstücken verarbeiten lassen, zeigt am Ende des Workshops eine Ausstellung im Pforzheimer Schmuckmuseum. Hier im Reuchlinhaus, angesichts der weltweit einzigartigen Sammlung von Schmuck-Originalen aus fünf Jahrtausenden, präsentieren die Teilnehmer die Ergebnisse ihrer Schaffenskraft und stellen unter Beweis, wie Pforzheim das Erbe des Schmuck- und Präzisionshandwerks mit gestalterischem Gedankengut von heute zusammenführt. -ps

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