Die Künstlerin hinter dem Cover: Regina Draschl

Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 16.06.2015

Fotografie ohne Nachbearbeitung, aber durch Schichtung und Mehrfachbelichtung verfremdet, ist das Metier von Regina Draschl.

Sie bezeichnet ihre Art zu arbeiten als „gentechnisch veränderte Fotografie“, weil es ihr um universelle Kraftfelder geht, die sie zu visualisieren bestrebt ist. Sie suche nach dem „Wow-Effekt von Körper, Geist und Seele und deren Zusammenhang“, bedient sich naturwissenschaftlicher Theorien und Erkenntnisse und gelangt zu spannenden Aussagen – die letztlich darin gipfeln, dass wir unseren Augen nicht trauen können. „What you see is what you get“, dieses Versprechen des Computerzeitalters wird durch ihre Arbeiten in Frage gestellt, indem sie dem Betrachter die Täuschungen vorführt, die das Auge in Form visueller Signale ans Hirn sendet und die wir durch Kenntnis und Erfahrung als wahr akzeptieren.

„Power Of Illusions“ heißt eine ihrer aktuellen Arbeiten, die mit Unschärfen, Mehrfach- und Überbelichtungen von dieser Art des Illusionismus erzählt. „Falling Through Paradise“ eine andere, die wie gemalt wirkt und doch eine Fotografie ist (Fotos). Ihre aktuellsten Arbeiten entstanden auf Gomera und zeigen einen Einblick in so noch nie gesehene Welten. Oft wird das Paradies mit einer Insel verknüpft (man denke an Atlantis ebenso wie an Gauguins Südsee-Malerei), dem trägt Draschl ebenso Rechnung wie dem Moment des Unwirklich-Schönen, der verzaubert wirkenden Atmosphäre, die sie einzufangen und aufs Fotopapier zu bannen versucht.

Immer steht der Mensch im Mittelpunkt ihrer Fotografien – in den jüngsten setzt sie sich selbst in Szene –, auch wenn er gelegentlich nur zu erahnen ist. Und doch ist er der Gradmesser, an dem Draschl die Wirklichkeit abträgt und damit zu ganz erstaunlichen Ergebnissen kommt. Das Paradies, so könnte man ihre Arbeiten interpretieren, ist in unseren Köpfen, nicht linear an der Realität abzutragen, sondern eine Traumwelt, die all das vereint, was wir im Hier und Jetzt vermissen, wonach wir suchen – frei nach Voltaire, der bereits erkannte, dass jeder geliebte Gegenstand (und damit natürlich auch jeder geliebte Mensch) Mittelpunkt eines Paradieses ist. Regina Draschl gestaltete im März 2015 das Cover von INKA #105 – und ist aktuell auch beim „Kunst im Schaufenster“-Wettbewerb vertreten. -ChG

bis 20.6., Galerie Artpark, Karlsruhe

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