art Karlsruhe 2022
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 07.07.2022
Es ist die grüne, helle Lunge im Kunstkomplex.
Im Atrium der Karlsruher Messehallen findet der rund 7.000 Quadratmeter große Skulpturengarten in diesem Jahr zu erhöhter Lebendigkeit. Da die 19. Ausgabe der Kunstmesse erstmals im Sommer stattfindet, werden bei lauen Sommertemperaturen umso mehr KunstfreundInnen das Freie aufsuchen, um zwischen den vielen Skulpturen zu wandeln, einen Drink zu sich zu nehmen und das in den Hallen Gesehene zu verarbeiten. Auch in die vier Messehallen, die ohnehin schon viel Tageslicht zulassen, wird im Juli noch mehr Sonne noch länger in den Abend hineinscheinen – für die Kunst kann das nur von Vorteil sein. Von 11 bis diesmal 20 Uhr hat die „art Karlsruhe“ von Do-So, 7.-10.7. geöffnet.
Die „art Karlsruhe“ 2022 ist die erste Ausgabe der „Messe für Klassische Moderne und Gegenwartskunst“ seit Anfang 2020, als sie gerade noch rechtzeitig der Pandemie zuvorgekommen war. Zweieinhalb lange Jahre haben ihren Gründer und Kurator Karl Ewald Schrade, aber auch das Publikum warten und sehnen lassen, aber auch für umso mehr Hunger auf Kunst gesorgt und Zeit zur Reflektion des Konzepts ermöglicht. Die bewährte Grundidee der „art Karlsruhe“ hat sich nicht geändert. Nach wie vor lässt sich hier Kunst von Meistern der Moderne bis zum aktuellen Nachwuchs entdecken, aus einem Zeitraum von rund 120 Jahren. Neben der Jahreszeit hat sich jedoch auch die Hallenstruktur verändert: Es gibt nun eine eigene Halle für „Kunst und Kommunikation“. Sonderausstellungen, Museumspräsentationen, Talks und ein großer Restaurantbereich laden hier in Halle 3 zu Entdeckungen und Austausch ein.
Die Halle 1 gehört der Kunst nach 1945 und der Gegenwartskunst, in Halle 2 („Contemporary Art 21“) finden sich Druckgrafik und Auflagenobjekte. Halle 4, die dm-Arena, vereint Klassische Moderne und Gegenwartskunst. Neben 215 renommierten Galerien aus zwölf Ländern (u.a. Friese Berlin, Ludolff Düsseldorf, Rotermund Hamburg, oder auch Gilden’s Art London, Morone Milano und Cortina Barcelona) sind auch acht Karlsruher Galerien vertreten: Die Galerie Artpark, artports.com, Gray & Gray, Knecht & Burster, Neue Kunst Gallery, Galerie Spektrum, Galerie Clemens Thimme und Yvonne Hohner Contemporary sorgen für Lokalkolorit. Daneben zeigen auch die Karlsruher Museen, der Badische Kunstverein, der BBK, die Gedok und die Majolika Manufaktur Präsenz.
Der Mix aus großen Namen der Klassischen Moderne, heiß gehandelter Gegenwartskunst und frischen Talenten zeichnet die Messe aus: Hier finden sich Originale von Pablo Picasso, Salvador Dalí, Otto Dix, Josef Albers und Max Liebermann neben dem Einmaleins der Gegenwart (Neo Rauch, Gerhard Richter, Candida Höfer, Katharina Grosse, Günther Uecker, Heinz Mack, Xenia Hausner oder Cornelia Schleime) und jungen Positionen von KünstlerInnen, die zum Teil erst in diesem Jahrtausend geboren sind – etwa Ambra Durante, Jahrgang 2000.
Der jungen Italienerin widmet die Galerie Klaus Gerrit Friese (Berlin) eine der insgesamt über 180 One-Artist-Shows, die je einen individuellen Künstler in den Vordergrund stellen. Für „art“-Kurator Schrade kreieren die sich wiederholenden bildnerischen Handschriften eine Ruhe im Messedickicht, ohne dessen Vielfalt zu reduzieren. Beteiligt bei den Soloshows sind u.a. Elvira Bach (Galerie Art Affair, Regensburg), Marion Eichmann (Galerie Tammen, Berlin), der verstorbene Informel-Altmeister Karl Otto Götz (Die Galerie, Frankfurt), aber auch Christo (Art Edition Fils, Düsseldorf), James Rizzi und der Illustrator Janosch (Art 28, Tübingen), Bob Dylan und Marvel (Premium Modern Art, Heilbronn) und der junge gefragte Georgier Shalva Gelitashvili (Galerie Schacher, Stuttgart).
Die große Sonderschau der „art Karlsruhe 2022“ steht im Zeichen der Weiblichkeit. Die Sammlung Maria Lucia und Ingo Klöcker wächst seit rund 35 Jahren ausschließlich um Bilder und Skulpturen, die Frauen darstellen, an. Sie erstreckt sich von der Nachkriegszeit bis in die Gegenwart und umfasst Arbeiten von Barbara Klemm, Sigmar Polke, Cornelia Schleime, Arno Rink, Sibylle Bergmann oder Stephan Balkenhol. Die Sammlung Klöcker trägt zudem zur Sonderschau „Druckgrafik“ bei. Hier präsentieren die ausstellenden Galerien druckgrafische Werke wie Radierungen, Lithografien, Holzschnitte und Siebdrucke. Nicht selten sind Druckgrafiken die Einstiegsdroge für eine lang anhaltende Sammelleidenschaft.
Zusätzlich zum Park im Atrium lockern vier großzügig angelegte Skulpturenplätze die Architektur der „art Karlsruhe“ auf. Arbeiten von Walter Moroder, Ottmar Hörl, Dana Meyer oder Markus Lüpertz tragen dazu mit einem großen stilistischen Spektrum bei. Neben einem üppigen Gastro-Angebot gehört auch ein Rahmenprogramm zur „art Karlsruhe“: Das „Artima Art Meeting“ verhandelt den „Kunstbetrieb mit, gegen und nach Corona“ (Do+Fr, 7.+8.7., 14 Uhr). Das „Monopol“-Magazin veranstaltet im „Artima Art Forum“ in Halle 3 Talks mit Vertretern aus Galerien, Museen und den Ateliers (Sa, 9.7., 14/15/17 Uhr; So, 10.7., 14 Uhr). Der „Hans Platschek Preis für Kunst und Schrift“, der „art Karlsruhe“-Preis für die beste One-Artist-Show und der „Loth-Skulpturenpreis“ prämieren ausgewählte Kunst und auf art-karlsruhe.de sorgt der „Art Podcast“ für eine Vertiefung der Kunsterfahrung. -fd
Do-So, 7.-10.7., Messe Karlsruhe, Rheinstetten
www.art-karlsruhe.de
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