Kinemathek – Eröffnung Studio 3

Kino & Film // Artikel vom 20.10.2010

Seit Jahresanfang tingelte die Kinemathek heimatlos durch die Stadt.

Die angedachte Kooperation mit dem angeschlagenen Traditionskino Kurbel wurde unverhofft zum Schlagabtausch, an dessen Showdown Bozidar Herbstrith, der das einstige Ufa-Haus nach dem Niedergang des Imperiums 2005 in die eigenen Händen nahm, Ende Juli den Vorhang fallen lassen musste. Nun eröffnet die Kinemathek, seit 1981 im Keller des Prinz-Max-Palais’ ansässig, mit dem Studio 3 in der Kaiserpassage ihre neue Spielstätte.

Über zwei Monate wurden Foyer und der im Erdgeschoss liegende Saal umgebaut, vieles der ursprünglichen Kurbel-Ästhetik von den Treppenaufgängen über Wegführung und Wandbemalung rekonstruiert, die Fassade erstrahlt in neuem Licht und mit Jacques Tatis „Playtime“ läuft zur Eröffnung ein Klassiker, der Modernität und Urbanität der 60er fokussiert (Mi, 20.10., 18 Uhr; auch Sa, 24.10., 21.15 Uhr). Ins Jahr der Kurbel-Eröffnung führt zuvor eine Ausgabe der Wochenschau „Blick in die Welt“ von 1957.

An ihrem Mix aus zeitgenössischem Kino, filmhistorischen Reihen und Kinderprogramm hält die Kinemathek fest: Gezeigt wird im Oktober unter anderem die „Yusuf-Trilogie“ des türkischen Autorenfilmers Semih Kaplanoglu über einen Mann, der sein Dorf verlässt, um Schriftsteller zu werden: „Yumurta“ (Do, 21.10., 19 Uhr; Fr, 22.10., 21.15 Uhr), „Süt“ (Sa+Di, 23.+26.10., 19 Uhr) und „Bal“ (Mi+Do, 27+28.10., 21.15 Uhr; Sa, 30.10., 19 Uhr). Aus Ecuador kommt das Roadmovie „Wie weit noch?“, in dem zwei ganz unterschiedliche Frauen die Andenrepublik durchqueren (Do, Sa, Di, 21., 23., 26.10., 21.15 Uhr; Fr, So, Mi, 22., 24., 27.10., 19 Uhr).

Und das Kinderkino hat einen Pionier des Defa-Kinderfilms zu Gast: Am Sa, 23.10. stellt Regisseur Rolf Losansky mit Autorin Christa Kozik „Friedrich und der verzauberte Einbrecher“ vor (Fr-So, 22.-24.10., 15 Uhr). Mit „Playtime“ (Foto) wird auch die Reihe „Bitte warten!“ eröffnet: In „Zwölf Uhr mittags“ harrt Sheriff Kane „High Noon“ (Fr, 29.10., 19 Uhr; So, 31.10., 21.15 Uhr); in Akira Kurosawas „Yojimbo“ spielt ein Samurai auf Zeit und zwei Rivalen gegeneinander aus (2.11., 19 Uhr; 3.11., 21.15 Uhr).

Die Kurbel indes wird unter neuer Leitung mit den drei Sälen im Obergeschoss als Genossenschaft weiterbestehen. Das Konzept, gewerbliches und städtisch gefördertes Kino in einem Haus zu fahren, ist bundesweit einmalig und lässt im Passagehof für Cineasten herrliche Zeiten anbrechen. -pat

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