Filmfestival in der Schauburg

Kino & Film // Artikel vom 14.02.2007

Nicht jedes Wochenende stehen 15 Filme auf dem "Startplan", eine Zahl, die es einem allenfalls in einer Stadt wie Berlin erlaubt, tatsächlich alle Filme am Startwochenende sehen zu können, sofern es die eigene Zeit erlaubt.

In Städten wie unserer gibt es ganz einfach keine Kapazitäten für derartige Filmmengen. Und das von den Verleihern teilweise lieblosest hingekippte Material bestand im Jahr 2006 zu 80% aus Schrott, Schrott, der nicht selten nur aus Marketing- oder Lizenzgründen seinen Weg auf die Leinwand fand. Aber es gibt sie noch, die guten Filme, und vor allem auch deutsche. Und die "Schauburg" würdigt die nach Ansicht der Betreiber besten deutschen Filme des Jahres 2006 in den kommenden Wochen mit einer eigenen Werkschau, ein kleines Festival "Best Of Germany".

An allererster Stelle steht dabei "Das Leben der Anderen", ein groß gemachter Film über die jüngere deutsche Vergangenheit, mit Preisen überhäuft, auch wenn man die Frage der Glaubwürdigkeit durchaus stellen sollte. Ein Film über den Osten von einem "Wessi", war das das Problem? Andreas Dresen als "Ossi" hatte hingegen kein Problem, die Ost-Geschichte "Sommer vorm Balkon" so zu erzählen, dass auch viele viele "Wessis" sie sehen wollten. Für uns der wohl beste deutsche Film 2006, der das im letzten Jahr so oft beschworene "neue", "unkomplizierte" Deutschland wohl am ehesten darstellt. So sollte es sein.

Genau das Gegenteil und vielleicht doch die wahrere Wahrheit zeigt "Der Kick" (kein Film, sondern ein abgefilmtes Theaterstück von Andres Veiel), im Januar von der Evangelischen Filmkritik zum besten Film des Jahres gewählt. Das Zweipersonenstück berichtet von einem "Hassverbrechen" in einem Dorf in der Nähe von Berlin, den Spätfolgen der NS-Diktatur und fremdenfeindlichen Auswüchsen.

Erstaunlich wenige wollten Detlev Bucks "Knallhart" sehen, obwohl wie zufällig zeitnah zum Filmstart Vorfälle an der "Rütli-Schule" (erinnert sich noch jemand?) stattfanden, die im Bezug zum Film standen: Ausbrüche jungmännlicher Gewalt, der sich niemand in den Weg zu stellen scheint und von der man nicht weiß, ob sie nur durch die Paranoia der Alten, die Jugend sei an allem schuld, so phänomenhaft ist.

Zum Thema "Ausstieg aus dem Ausstieg" empfiehlt sich ein erneutes (oder erstmaliges) Ansehen von "Die Wolke", ein bedrückender Film über einen Atomkraftwerksunfall mitten in Deutschland. Er sei all denen dringend ans Herz gelegt, die sich einreden lassen, "deutsche", "sichere" Atomkraftwerke seien eine verlässliche Alternative zu "russischem" Gas.

"Requiem" ist die Geschichte einer Teufelsaustreibung in der Bundesrepublik der 70er Jahre, ein Psychogramm von Menschen, die Zuflucht im Mystizismus suchen. Nach einer wahren Geschichte aus Bayern wurde der Film im pittoresken Tübingen inszeniert und erhielt sowohl einen Berlinale-Bären als auch den Deutschen Filmpreis.

Neben diesen Filmen können wir "Der freie Wille" mit Jürgen Vogel in der Rolle eines Vergewaltigers empfehlen oder auch den bayerischen Überraschungserfolg "Wer früher stirbt ist länger tot".

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