6. Karlsruher Stummfilmtage
Kino & Film // Artikel vom 13.12.2007
„Es wäre logischer gewesen, wenn sich der Stummfilm aus dem Tonfilm entwickelt hätte, als umgekehrt.“
Gesagt hat’s Mary Pickford, kanadische Schauspielgröße zu Zeiten der „Lebenden Photographie“. Sicher sind die Anfänge des Filmschaffens eine bis heute hoch zu schätzende Kunstform und daran erinnert zum sechsten Mal das Studentische Kulturzentrum der Uni Karlsruhe bei den „Stummfilmtagen“.
Unter dem Leitspruch „1925 – Ein Jahr im Kino“ werden an vier Festivaltagen und erstmals auch im ZKM sieben musikalisch begleitete Filme vorstellig, die zu den Primusen des Jahrgangs zählen, aber auch die Prämisse erfüllen, ein modernes Publikum zu erreichen. Sergei Eisensteins avantgardistischen Klassiker „Panzerkreuzer Potemkin“ kontrastiert die spannenderweise mit House-Beats unterlegte Slapstick-Einlage „Schachfieber“ von Wsewolod Pudovkin.
Doch wurde schon damals vielfach in Amerika produziert, abgebildet im Programm durch Ernst Lubitschs Hollywood-Literaturverfilmung „Lady Windermeres Fächer“ nach Oscar Wilde. Die Musik kommt von Eva Chahrouri, Liv Wagner und Shakya Grahe.
1925 entstand auch einer der ersten großen Anti-Kriegsfilme: „The Big Parade“, der Kassenerfolg von King Vidor, wird bei den „Stummfilmtagen“ klanglich verimprovisiert vom Kammerflimmer Kollektief.
Eine französisch-schweizerische Co-Produktion ist Jacques Feyders Drama „Kindergesichter“, das von Matthias Graf und Holger Ebeling begleitet wird, sowie der Zirkus- und Straßenfilm „Varieté“, mit dem E. A. Dupont weltberühmt wurde und der von Cornelia Bruggers Ensemble Capella Obscur in Klang gegossen wird. Friedrich Wilhelm Murnaus Tragödie „Der letzte Mann“ vertonen neben Frieder Egri der Karlsruher Saxophonist Peter Lehel und Mitglieder der Badischen Staatskapelle.
Schließlich läuft im Kinderprogramm „Die Abenteuer des Prinzen Achmed“, eine schöne Scherenschnitt-Animation von Lotte Reiniger. Ein anderes Stück Stummfilmgeschichte bleibt Festival und Bestimmung verschlossen und kann nicht gezeigt werden, weil die Chaplin-Foundation für die Aufführungsrechte an „Goldrausch“ (immerhin titelgerechte) 3.000 Euro veranschlagt. Schade um Charlie, aber Logik ist bekanntlich Ansichtssache. -pat
Do-So, 10.-13.1, Festsaal im Studentenhaus und ZKM, Karlsruhe
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