INKA Stadtmagazin #178
Inka Ausgaben // Artikel vom 01.12.2023
Unsere Dezember/Januar-Doppelausgaben zum Jahreswechsel sind natürlich gespickt mit Geschenketipps – mit großen und kleinen Kreativ- und Kunsthandwerksmärkten, aber natürlich auch jeder Menge kultureller Geschenkideen – und Weihnachtsmärkten.
Auch die von Corona, Inflation, Kulturkürzungen, Energiekrisen und final mit Preiserhöhungen bei Technik und Infrastruktur aller Art konfrontierte Kulturbranche gibt alles – vom Punksilvester bis zu den „Schwetzinger SWR Festspielen“, die im Frühjahr locken, den „Händel-Festspielen“ im Februar bis zu jeder Menge aktueller Hoch- wie Subkultur zwischen Oratorien und Hardcorefestivals, Chorkonzerten und einer regen Ausstellungstätigkeit.
Die Kulturszene kann einen vorweihnachtlich-silvestrigen Extraflow gut brauchen – letzte News aus den kurz vor Druck stattfindenden Kürzungsorgien des Stadthaushalts für 2024 und ’25 hat Florian Kaufmann zusammengefasst, 90 Mio. Euro sollen pro Jahr gestrichen werden. Strukturelles Defizit? Das gibt es auch, siehe KVV. Aber von den 180 Mio., die eingespart werden müssen, entfallen allein 140 auf neue Planungsbüros, für Großprojekte. Dafür hat man unlängst noch ein Grundstück für überzogene 143 Mio. in Hagsfeld gekauft.
Würde der Staatshaushalt bei Rekordgewerbesteuereinnahmen wie in Karlsruhe so an die Wand gefahren wie der städtische, stünden längst Neuwahlen an. Da sind die neuen Horrorzahlen von KVV und Städtischem Klinikum noch gar nicht eingerechnet. Bei einem Minus von über 100 Mio. pro Jahr schon seit 2022 will man noch für 60 Mio. eine Turmbergbahn bauen? Ein Kleinbus täte es auch.
Volkswirtschaftlich ist das Geschehen, das der OB zu verantworten hat, für Karlsruhe eine Katastrophe: Dieser äußert sich derweil gerne präsidial als Städtetagspräsident, von Ba-Wü, letzteres vergisst die BNN wohlwollend meist hinzuzufügen. Zuletzt sprach er da davon, dass man um Zeltstädte nicht herumkommen würde. Sicher für die Alleindahergekommenen, die keine Betreuung brauchen, weil sie gelernt haben, sich selbst durchzuschlagen. Da haben es die Flüchtlinge im Gröner-Hotel am Hbf. ja schöner. Noch besser wäre es, endlich Wohnungen zu bauen im C-Areal – Gröners Nochfinanzvorstand Martin Müller (GEM) fordert schon öffentlich städtische Zuschüsse für „Klein-Benko“.
Demokratiefeindlich ist auch die Auskunftspolitik städtischer GmbHs und der Stadt selbst. Es wird teils monatelang gemauert. Oder unterirdische allgemeine Antworten gegeben, nach denen niemand gefragt hat. Es fördert übrigens die viel beschworene Demokratiemüdigkeit und hat mit demokratischer Auskunftspflicht nichts zu tun. Um Auskunft vom KVV zu den Rostflecken an den U-Strab-Eingängen zu bekommen, mussten gar Landesmediatoren bemüht werden. Nach Monaten kamen unbrauchbare Ausschreibungsunterlagen, aus denen sich nicht nachvollziehen lässt, was weiter zu beweisen ist: Es wurde falsches Material eingesetzt, alle U-Strab-Eingänge müssen überdacht werden.
Der toxische Mix aus Inflation, hohen Zinsen und Haushaltsnotlage im Post-Corona-Zustand macht eine kreative Stadtentwicklung nach dem U-Strab-Bau fast unmöglich. Bei der viel beschworenen Transformation der Innenstadt ist man so auf Fördertöpfe von Land und Bund angewiesen. Das reicht bei kluger Verwendung für gezielten neuen Quartiersupport (Waldstr.) und etwas neues Stadtmobiliar. Auch eine temporäre Schrei-Bühne für die Neue Welle auf dem Marktplatz war drin.
Wie hier schon lange prognostiziert, geht der Kahlschlag in Karlsruhe munter weiter. Kampf um jeden Baum: Der BUND hatte gegen den Bebauungsplan des neuen Landratsamts Einspruch eingelegt, aber es wurden fast alle großen Bäume dort gerodet. AktivistInnen hängten Trauerbanner an die ECE-Center-Fassade. Auch in der Kaiserstraße fallen die Platanen weiter – Zukunftsbäume, also solche, die evtl. in 50 Jahren auf dem Wachstumsstand der gefällten Bäume sind, aber nur evtl., ersetzen sie. Die Fällung: unter Polizeischutz. Von der grünen Umweltbürgermeisterin ist dazu: konsequent nichts zu hören.
Nun aber Frieden. Bald starten die Weihnachtsmärkte. „Peace“ lautet auch das letzte Wort der Abmoderation jeder „INKA Afro Tunes“-Sendung – im Dezember ist die Show im Querfunk am Sa, 2.12. von 14-16 Uhr zu hören; am Sa, 6.1. folgt eine Best-of-Sendung 2023. Nachzuhören ist die zweistündige Sendung mit aktuellen Tracks aus Afrika auch auf Mixcloud (@inkastadtmagazin); der größte Anbieter an DJ-Streams listete die „INKA Afro Tunes“ wiederholt auf Platz eins in der Rubrik „Afrotrap“.
Zum Vormerken: Die Kunstmesse „art Karlsruhe“ ist wieder an ihren angestammten Platz im Februar gerückt, daher heißt es nach unserer kurzen Winterpause, in der wir die „Einzelhelden“ 2024 produzieren, wieder „Schwerpunkt Kunst“ in den Februar-Ausgaben.
Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern schöne Weihnachten und ein gutes neues Jahr. Peace.
Roger Waltz, Patrick Wurster, Julia Heiß & Christina Lagler
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