INKA Stadtmagazin #176
Inka Ausgaben // Artikel vom 01.10.2023
Wir melden uns endlich aus der Sommerpause zurück und wurden sofort in pickepackevolle Oktober-Ausgaben katapultiert.
Aber das in der Breite wie Tiefe und fast gewohnt üppige Programm in Karlsruhe ist in Gefahr. Die im Kulturring zusammengeschlossenen Freien Kulturträger haben in einem Brandbrief statt weiterer Kürzungen im Haushalt eine Erhöhung der Zuschüsse gefordert, weil der Inflationsausgleich schon seit Jahren nicht mehr berücksichtigt wird, was bereits faktischen Kürzungen entspricht. Zudem sind alle Häuser von hohen Kostensteigerungen bei Personal wie Energie gebeutelt. Und die kulturinteressierte Kundschaft wiederum von Inflation und Energiekosten. Nach Corona- und Energie- plus Personalkrise droht der Karlsruher Kultur- und Kunstszene, der größten in einer deutschen Stadt vergleichbarer Größe, eine schwere Zukunft.
Das alles macht in der Stadt mit ihren Rekordgewerbesteuereinnahmen keinen Eindruck, denn der Haushalt steht unter Aufsicht. Nicht durch ein „strukturelles Haushaltsdefizit“, wie fabuliert wird, sondern durch diverse völlig aus dem Ruder gelaufene Kosten rund um des OBs Lieblingskind, den Bausektor. Alleine zwei verpeilte Ingenieursbürowechsel bei Staatstheater und Stadthalle haben Löcher von 140 Mio. gerissen. Strukturell sind an dem Haushaltsdefizit nur die U-Strab-Betriebskosten mit ihren dauerhaft zweistelligen Millionenbeträgen pro Jahr. Lösungen dafür? Fehlanzeige.
Auch in Sachen verkehrsberuhigter Zone in der nördlichen Karlstraße zwischen Ludwigsplatz und Münze kommt man nicht weiter. Vier Jahre schon. Beim Wohnungsbau und dem größten KA-Projekt, dem C-Areal, geht weiter – nichts. Muss am Ende die Stadt dem klammen Immo-Unternehmen mit dem mehr als halbseidenen Stallgeruch beim Wohnungsbau finanziell unter die Arme greifen? Was passiert, wenn bis Ende des Jahres nicht endlich begonnen wird zu bauen? Gröner will weiter für einen Appel und ein Ei die Majolika kaufen, scheint aber wie die gesamte Baubranche so am Boden, dass von einem Spatenstich in der Nordstadt auf dem C-Areal nichts zu sehen ist. Während die Kultur runtergespart wird – deren Einsparsummen Peanuts im Gesamtgefüge sind – wird an den Prestigebauprojekten der Stadt null gerüttelt.
Nun, der neue Haushalt wird noch einiges mit sich bringen. Die Stadt geht mit einer faktischen Ausgabensperre sehendes Auges unter und verscherbelt ihre schönsten Immobilien wie auch das alte Konservatorium – weil der OB die Finanzen nicht im Griff hat, von allen das Sparen einfordert, aber nicht vor der eigenen Haustüre: Er ließ schon inmitten der Haushaltsnotlage für eine halbe Mio. „seinen“ Straßenabschnitt in Rüppurr sanieren. Angeblich wegen der Kanalisation. Na ja, die Sophienstraße hat eine tausendmal schlechtere Kanalisation, aber das ist wieder ein anderes Thema.
Weitere Themen dieser Ausgabe sind die Ablehnung des Radbürgerentscheids durch die Stadtverwaltung und der Schwund der Bäume, ein Interview mit dem neuen Kunsthallen-Direktor Frédéric Bußmann und das von INKA präsentierte „Tanz Karlsruhe“-Festival des Kulturzentrums Tempel wirft seinen Schatten voraus.
Noch kein Thema ist das Thema Lachgas am Kolpingplatz, wo Jugendliche Kartuschen und Bier am Kiosk kaufen. Auch der Hauptbahnhof ist Drogenhotspot. I han no nix gsäh. Dafür gibt’s bei uns Werbeanfragen für den legalen LSD-Verkauf. So what, so Wahnsinn.
Einen spannenden goldenen Herbst wünschen
Roger Waltz, Patrick Wurster & das gesamte INKA-Team
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