Daniel Wandres, Plattenhändler

Porträt

Die Digitalisierung schreitet in allen Lebensbereichen voran. Dass es im 21. Jh. noch Plattenläden in der Innenstadt gibt, darauf hätten vor einigen Jahren die wenigsten gewettet. Doch Daniel „Wani“ Wandres’ Studio Eins Records ist seit 2001 erste Wahl für Tonträger aus zweiter Hand in Karlsruhe. „Die wieder aufgekommene Begeisterung für die Schallplatte hält seit vielen Jahren an und ebbt momentan auch nicht ab. Derzeit gibt es eher immer mehr Menschen, die Platten kaufen“, sagt Wandres. Längst sei das digitale Streaming zwar der häufigste Weg des Musikkonsums, aber physische Tonträger noch lange nicht tot: „Tatsächlich werden mittlerweile bereits wieder mehr Schallplatten als CDs verkauft!“

Den neuerlichen Boom hat die Platte möglicherweise Corona mitzuverdanken: „Durch die Pandemie ist der Wunsch gewachsen, sich sein Zuhause schön zu gestalten – dazu gehört für viele auch ein Plattenspieler.“ Illusionen macht sich Wandres aber nicht: „Vinyl bleibt im Vergleich zur Hochzeit in den 70ern weiterhin eine Nische.“ 2020 hat er obendrein sein eigenes Label gegründet: Studio Heinz Records. „Der Start war unter diesen Umständen natürlich schwierig, aber mit Wagner + MXO1, Fluppen Jupp und die Lungen Jungs, Punkt Fehlweg und Symbol Worship haben wir trotzdem vier LPs veröffentlicht.“ Die selbstverlegten Scheiben sind mit ausgewählten Releases Teil des jüngst hinzugekommenen Sortiments an Vinylneuware. Unter den etwa 20.000 Schallplatten und 10.000 CDs im Studio Eins dominiert aber weiter das Geschäft mit Gebrauchttonträgern, für das Wandres seinen Service stetig ausbaut: „Neben einer Ultraschallplattenwaschmaschine habe ich noch eine Bügelmaschine. Nicht zu stark verbogenes Vinyl lässt sich damit zuverlässig wieder in Form bringen.“

Neben seinem Stammpublikum aus Sammlern und DJs kommen ganz unterschiedliche KundInnen ins Studio Eins: „Ältere, die ihre CDs verkauft haben und zur Platte zurück wollen, ebenso wie ganz junge Leute, denen man den Plattenspieler fast noch erklären muss.“ Die Wiederentdeckung des Vinyls hat auch die Branche überrascht; die Produktion der Presswerke hinkt der steigenden Nachfrage oft hinterher: „Die Produzenten haben dem Boom zu lange nicht getraut und sich gescheut, in neue, teure Pressen zu investieren. Manche Bands müssen deshalb bis zu einem Jahr auf ihre Platten warten.“ Trotz seiner Liebe zur analogen Musikwelt sieht er die Vorzüge der Digitalisierung, die zudem „immer wieder neue Stilrichtungen hervorbringt“. Wandres steht für Vielfalt – wie sein Plattenladensortiment, das von Punk über Jazz, House, Schlager, Klassik und Gospel bis hin zu Kinderplatten reicht. Zum Abschalten zieht es ihn auch deswegen häufig an den Werderplatz. „Hier kommen unterschiedlichste Leute zusammen, aber gut miteinander aus – das gefällt mir.“ -fk

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