Hamlet ist tot. Keine Schwerkraft

Bühne & Klassik // Artikel vom 09.01.2012

Nicht nur Herr Hamlet ist hin, auch Gott.

Und der Himmel eine Maschine, die den Menschen Zahlen zuweist. Die Kämpfe gegen die Elterngeneration, die der Dänenprinz noch kämpfte, sind zu Zeiten der totalen Ökonomisierung ausgefochten und verloren.

Auch die Geschwister Dani und Mani haben keine Perspektive, außer ihrem Weltekel. Immerhin feiert die Oma den 95., dafür wird der Hannes, ein Freund von früher, beerdigt. Dort laufen die beiden der Bine und dem Oli über den Friedhofsweg, die nun ihren frühverknöcherten Spießertraum leben. Derweil hat Papa Kurts Affäre mit Hannes‘ Mutter durch dessen hollywoodreifen Tod ein jähes Ende erfahren und Mama Caro glaubt, die Wurzel allen Übels zu kennen: Die Oma weigert sich zu sterben!

„Hamlet ist tot. Keine Schwerkraft“ erzählt vom Stillstand in der Ausweglosigkeit, von Heimatlosen, die sich in sinnentleerten Floskelkaskaden, Verlegenheitsphrasen und mäandrierenden Endlossätzen verheddern, während sie aus Halbwissen geborene Erkenntnisbrocken hervorschleudern, die eine seelenlose Himmelsmaschine anklagen.

Ewald Palmetshofers eindringlich-komische Studie der Bösartigkeit und des Getriebenseins ist schwere Kost, die man sich antun sollte: Der 1978 geborene Österreicher zählt zu den spannendsten Nachwuchsdramatikern und ist mehrfach ausgezeichnet. -pat

20./21./27./28.1., 10./11./17./18.2., jeweils 20 Uhr, Exil Theater, Güterbahnhof 5, Bruchsal
www.exiltheater.de

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