Felix Kubin über „Orphée Mécanique“

Bühne & Klassik // Artikel vom 02.11.2012

Die BR-Produktion „Orphée Mécanique“ von Felix Kubin wurde zum Hörspiel des Monats März 2012 gewählt.

Mit Friedemann Dupelius sprach der Hamburger Musiker und Hörspielmacher über das Stück und dessen Live-Fassung, die er im ZKM aufführen wird.

INKA: „Orphée Mécanique“ basiert auf deinem Hörspiel „Orpheus Psykotron“ von 2006. Wo liegt der Unterschied?
Felix Kubin: Das erste Hörspiel war noch sehr nah an Dino Buzzatis Comic „Orphi und Eura“ angelehnt. In „Orphée Mécanique“ habe ich die Geschichte nochmals auf eine andere, abstraktere Ebene bewegt. Orpheus verwandelt sich in eine Art Loop, ein Tonband, was immer wieder neu überspielt wird. Jedes Mal vergisst er, dass er schon zuvor durch die Hölle gegangen ist und vergeblich nach seiner Geliebten gesucht hat.

INKA: Woran leidet Orphée?
Kubin: Er hat eine Sehnsucht, die nie erfüllt werden kann. Er ist jemand, der immer wieder nach Liebe sucht, aber sie auf etwas Unerreichbares projiziert. Dadurch ist es auch eine Kritik an der Unfähigkeit, zu lieben, die ich um mich herum beobachte.

INKA: Wie wird das Hörspiel live umgesetzt?
Kubin: Eine Art live gelesene Fassung des Hörspiels macht nicht viel Sinn. Ich habe mich eher darauf besonnen, dass die Songs und auch Texte, die einen eher lyrischen Charakter haben, im Vordergrund stehen. Es gibt viele gesprochene Texte zur Musik oder zu minimalen Sounds. Außerdem steuert die Künstlerin Mariola Brillowska eine starke visuelle Komponente im Comic-Stil bei, die wie ein Bühnenbild funktioniert.

INKA: Also entfernst du dich recht weit von einem „richtigen“ Hörspiel?
Kubin: Ich sehe die Gefahr, dass Hörspiele, die in einem öffentlichen Rahmen aufgeführt werden, sehr schnell in einem quasi-theatralischen Zusammenhang erscheinen; dass etwas von der Intimität, die in einem Hörspiel steckt, verloren gehen kann in so einem Raum. Also wollte ich eher das Musikalische hervorheben, weil das für so eine Livestimmung spannender ist.

INKA: Womit beschäftigt sich der Musiker Felix Kubin derzeit?
Kubin: Ich bin nach wie vor gern auf der Bühne mit meinen Elektronik-Punk-Konzerten. Das Punk-Element darin sehe ich in einer Form von gelegentlicher Rohheit. Ich liebe das Disharmonische, das ist ein wichtiges Element in meiner Musik. Mein Bedürfnis, geräuschhaft oder eher abstrakt zu arbeiten, habe ich auch mit Kammermusik und ihrer Verbindung mit Elektronik fortgesetzt. Ich finde es reizvoll, in unterschiedlichen Zusammenhängen aufzutreten – und gleichzeitig falsch, Räume für „E-“ und „U-Musik“ gegeneinander auszuspielen.

Do, 8.11., 21 Uhr, ZKM-Medientheater, Karlsruhe

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