Der KSC im Staatstheater

Bühne & Klassik // Artikel vom 06.10.2013

Das Spiel ist „Aus“!

Für die Recherche zum Theaterstück „Aus! Das Leben nach dem Spiel“ am Badischen Staatstheater interviewten Regisseur Tobias Rausch und sein Team über 70 ehemalige Spieler, Trainer und Funktionäre des KSC. INKA dreht den Spieß um: Friedemann Dupelius sprach mit Rausch über das Projekt.

INKA: Herr Rausch, sind Sie KSC-Fan?
Tobias Rausch: (lacht) Das ist genau die heikle Frage: Was Fußball angeht, bin ich interessierter Laie. Ich bin ja von außerhalb und hatte bis zu diesem Projekt keine Beziehung zum KSC. Wenn man sich aber mit ihm beschäftigt, merkt man, dass es doch ein sehr interessanter Verein ist.

INKA: Der Verein wurde also mit der Zeit liebenswert?
Rausch: Genau. Ich glaube, das Tolle am KSC ist, dass er eine kleine Drama-Queen ist (lacht), dass es große Aufs und Abs gibt – glorreiche Momente, die langsam in der Verklärung der Vergangenheit versinken, aber auch immer wieder dieses Moment, sich hochzukämpfen.

INKA: Wovon erzählt „Aus!“?
Rausch: Es geht um die Momente im Leben, mit denen Fußballer oft viel früher oder offensichtlicher konfrontiert sind als die meisten von uns: die Momente, in denen man vor einem Aus steht, sich völlig neu orientieren oder neu anfangen muss. Die Karriere eines Fußballers endet eben nicht mit 65, sondern viel früher – manchmal schon mit 20, wenn man sich verletzt und nicht mehr spielen kann. Wie geht man damit um? Aber dieses „Aus“, die Gefahr, rauszufliegen, setzt eigentlich schon viel früher ein: Wie schwer ist es, sich in einer Mannschaft zu halten und auch Teil von ihr zu sein? Was bedeutet es, dass man in jedem Training um seinen Stammplatz kämpfen muss? Wenn man merkt, dass man verkauft werden soll? Solche Aus-Situationen gibt es ja bei uns allen – ob das jetzt ein Beziehungs-Aus ist, eine finanzielle Katastrophe oder sonst irgendeine Sackgasse.

INKA: Gibt es bestimmte Prototypen, wie so eine Karriere nach der Karriere verlaufen kann?
Rausch: Einen großen Unterschied macht, wann die Leute gekickt haben. Spieler, die in den 50ern und 60ern aktiv waren, hatten meist ein berufliches Standbein und es war klar, dass sie sich nach der Karriere wieder darauf stützen würden. In der jüngeren Generation, der wirklich alle Energie und Aufmerksamkeit auf die Profikarriere abverlangt wird, gibt es oft Leute, denen es schwer fällt, sich außerhalb des Fußballs zu orientieren. Es wird ja längst nicht jeder Trainer oder Manager. Es gibt aber viele Beispiele dafür, wie man den Wechsel gut hinbekommen kann. Man lernt im Sport ja auch, ehrgeizig zu sein.

INKA: Sind Fußballer mit auf der Bühne?
Rausch: Nein, das war eine Grundsatzentscheidung. Wir wollten bewusst einen Schritt in Richtung Fiktionalisierung gehen, da es um die Geschichten in ihrer allgemeinen Bedeutung geht. Die Interviews wurden für das Stück auch anonymisiert. Der Abend funktioniert wie eine Collage – die Schauspieler erzählen aus den gesammelten Geschichten und springen dabei quer durch die Zeit. Wir haben versucht, ein komplexes, widersprüchliches Bild zu erzeugen, das immer wieder die Frage nach dem „Aus“ aufwirft, aber keine eindeutige Antwort gibt. Die Zuschauer sollen mit einer Frage an sich selbst herausgehen: Wie würde ich mich in solchen Situationen verhalten?

Premiere: So, 6.10., 19 Uhr, auch So, 13.10., 19 Uhr, Badisches Staatstheater, Studio, Karlsruhe

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