Ausblick: Badisches Staatstheater 2018/19

Bühne & Klassik // Artikel vom 20.09.2018

Ist die Zukunft weiblich?

Schauspiel

Am Staatstheater zumindest ja: Die neue Schauspieldirektorin Anna Bergmann ist eine von gleich fünf weiblichen neuen Führungspersonen am Haus. Das Spiel mit Geschlechterrollen ist laut Bergmann prädestiniert fürs Theater. So geht es in vielen der neuen Produktionen um Diversität in der Gesellschaft: Im deutsch-brasilianischen Projekt „Pátria Estrangeire/Fremde Heimat“ (Premiere: 20.9.) etwa, aber auch bei den vielen Frauenfiguren wie in Elfriede Jelineks „Am Königsweg“ (24.11.), von der Slowakin Sláva Daubnerova in einem Mix aus Schauspiel, Performance, Installation und Neuen Medien inszeniert, den „Szenen einer Ehe“ (27.10.) nach Ingmar Bergman oder in „Iphigenie“ nach Euripides und Goethe. Zum 70. Geburtstag des Grundgesetzes entwickelt die Puppenspielerin Suse Wächter die Uraufführung „Unantastbar“ (Premiere: Frühjahr 2019), während Miroslava Svolikova die antike Königstochter Europa auf „ihren eigenen“ Kontinent fliehen lässt (7.10.). Zu den insgesamt 14 Premieren gehört auch ein digital-reales Theaterprojekt (Frühsommer 2019).

Oper & Ballett

300 Jahre Staatstheater werfen Fragen nach Tradition auf. Wie geht Oper heute? Wie bringt man etabliertes Repertoire zeitgemäß auf die Bühne? Dem geht die Opern-Sparte am Hause gleich zu Saison-Beginn mit der Inszenierung von Webers „Freischütz“ (Premiere: 13.10.) nach. Neuartig inszeniert der junge Yuval Sharon, der sich für Richard Strauss’ „Elektra“ (26.1.) dem Video als prägendem künstlerischem Medium bedient. Auch die Kooperation zwischen dem Staatstheater und dem Cleveland Orchestra bei Janaceks Oper „Das schlaue Füchslein“ (16.12.) kommt mit kinderfreundlichen Trickfilm-Elementen daher. In Gaetano Donizettis Belcanto-Oper „Roberto Devereux“ (23.3.) soll das Karlsruher Sängerensemble brillieren. Mit Floris Visser (inszeniert „Hoffmanns Erzählungen“ von Offenbach, 8.6.) und Benjamin Lazar (Debussy: „Pelleas und Melisande“, 29.6.) kehren zwei Regisseure zurück, die bereits bei den „Händel-Festspielen“ der vergangenen Jahre inszenierten. Sie nehmen sich im Frühjahr dem Händelschen „Dramma per musica“ „Serse“ (15.2.) an. Auch die Ballett-Sparte am Staatstheater bedient sich eines Klassikers: Christopher Wheeldon interpretiert Tschaikowskis „Schwanensee“ (17.11.) neu. Mit „Kreation“ (24.4.) zeigt Thiago Bordin seine erste abendfüllende Choreografie und mixt darin Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Balletts. Höhepunkt der Saison ist die „Ballettwoche“ im Juli 2019.

Junges Staatstheater & Volkstheater

300 Jahre Staatstheater, das ist viel Geschichte, aber der Blick muss natürlich auch in der Jubiläumsspielzeit ins Jetzt und nach Morgen gehen. So kann das Publikum der Zukunft in den Veranstaltungen des Jungen Staatstheaters seine ersten Theatererfahrungen machen. „Die Konferenz der Tiere“ (Premiere: 14.10.) nach Erich Kästner lädt kindgerecht dazu ein, über die Zukunft unserer Welt nachzudenken. Auch neu auf dem Spielplan 2018/19 sind das „Wunschmärchen“ der Besucher: „Aschenputtel“ (11.11.), Theater für die Allerkleinsten ab zwei Jahren mit „Fliegen lernen“ (22.9.) und die Jugendstücke „Fuckfisch“ (26.1.), „Mongos“ (19.3.) und „Hedwig And The Angry Inch“ (12.5.). Die Volkstheater-Sparte bindet Laien mit dem Projekt „Probeliegen“ (8.2.) aktiv ins Theater ein – auf durchaus ungewöhnliche Weise, wenn die neue Leiterin der Sparte, Stefanie Heiner, mit Karlsruher Bürgern überlegt, wie man das eigene Ableben am besten inszenieren will. In „Ladies First“ (3.3.) gehen 25 junge Karlsruherinnen gemeinsam mit 25 Sängerinnen des Badischen Staatsopernchors der Rolle der Frau in der Musik nach. Das Künstlerduo Herbordt/Mohren inszeniert „Das Dorf“ im Frühjahr 2019 und das neue Format „Picknick auf Parkett“ soll ganz einfach unterschiedlichste Menschen im Theaterfoyer zum gemütlichen Austausch zusammenbringen. Noch mehr Möglichkeiten aktiv zu werden, bieten die verschiedenen Volkstheatergruppen am Hause. -fd

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