Atoll 2023

Bühne & Klassik // Artikel vom 13.09.2023

Zeitgenössischer Zirkus ist ein interdisziplinärer wie faszinierender Mix aus Akrobatik, Tanz, Theater und Performance.

Das Festival „Atoll“ bietet einen einzigartigen Überblick über das internationale Schaffen dieser Szene. Die achte Ausgabe präsentiert rund 100 KünstlerInnen aus zwölf Ländern – witzig und nachdenklich, irritierend und euphorisch, energetisch und tiefgründig. Viele der Produktionen sind zum ersten Mal in Deutschland zu sehen. Wir stellen ein paar Highlights vor: Mit dem „Knitting Piece“ der Zirkuskompanie Cirkus Cirkör macht ein Stück den Auftakt, das bereits als Genreklassiker bezeichnet werden kann. 2013 rief die schwedische Gruppe dazu auf, einen Weg zum Frieden zu stricken. Aus einer normalen Show wurde eine Bewegung, die TeilnehmerInnen von Island bis nach Südafrika dazu animierte, ihren Teil am (natürlich und leider) utopischen Frieden mitzustricken. Aus Seilen und Garnen entsteht auf der Bühne eine mystische Welt, in der sich die Körper der Performer in Stricknadeln verwandeln und durch den Stoff wandern (Mi-Fr, 13.-15.9., 20 Uhr, Tollhaus).

Ein atemberaubendes Spektakel verspricht das Stück „Exit“ von Piet van Dycke: Der belgische Choreograf schickt vier Artisten in ein Konstrukt aus drehbaren Wänden und schwingenden Türen. Der eine erscheint daraus, der andere verschwindet darin. Ein Spiel mit den Kräften der eigenen Körper und der sie umgebenden Physik entsteht – Akrobatik, Slapstick, Tanz und Balancekunst vereinen sich zu einem atemberaubenden Spiel mit Schwerkraft, Zeit und Ausdauer (Sa, 16.9., 20 Uhr; So, 17.9., 16.30 Uhr, Tollhaus).

Uraufführung feiert „How To Island“ von der Berliner Zirkuskünstlerin Romy Seibt: Die Luftartistin und Vertikalseilakrobatin weiß nicht nur mit Seilen auf der Bühne umzugehen, sondern auch, welche davon im menschlichen Gehirn zu lösen sind, damit befreiende Gedanken aufsteigen können – ein Stück über das Vergessen und die Eigenheiten des Bewusstseins (Fr, 22.9., 19.30 Uhr, Tollhaus). Eine Deutschlandpremiere ist „Là“ von dem französisch-katalanischen Duo Baro D’Evel. Hier ist neben den Akrobaten auch eine echte Krähe Teil der Performance, die symbolisch für die Verbindung zwischen Weisheit und Aberglauben steht (Mi+Do, 20.+21.9., 20 Uhr, Tollhaus).

„Proof Of Insanity“ von Zinzi & Evertjan ist in Koproduktion mit dem „Atoll“-Festival entstanden. Das niederländisch-belgische Duo findet sich in einem minimalistischen Raum wieder, gemeinsam mit einer schmalen, aber langen Bank und einem Sternenhimmel aus 50 Lampen. Spektakuläre, fragile und auch humorvolle Situationen entstehen, die das Leben und seinen fröhlichen Unsinn feiern (Sa, 23.9., 20.30 Uhr; So, 24.9., 18.30 Uhr). Mehr als 500 Mausefallen baut der Belgier Bert Berg zu einer Miniaturstadt zusammen; jederzeit könnte eine von ihnen zuschnappen, wenn der Artist hier auf seinen Händen durchwandelt – spektakulär wie meditativ (Sa, 23.9., 19 Uhr; So, 24.9., 18.30 Uhr)! -fd

13.-24.9., Tollhaus & Otto-Dullenkopf-Park, Karlsruhe
Komplettes Programm: www.atoll-festival.de

Zurück

Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Was ist die Summe aus 7 und 6?

WEITERE BÜHNE & KLASSIK-ARTIKEL