Atoll 2018

Bühne & Klassik // Artikel vom 19.09.2018

Für fünf Tage wird das Tollhaus im September wieder zum „Atoll“-Haus, denn das dritte Festival für zeitgenössischen Zirkus steht an.

Und wieder ist „Atoll“ so bunt, vielfältig und faszinierend wie das Ökosystem in einem intakten Korallenriff. Der neue Zirkus spielt sich eher auf der Theaterbühne ab, als in einer klassischen Manege; er verwendet zwar altbekannte Elemente wie die Artistik und das ständige Ausloten der Grenzen des menschlichen Körpers, doch er tanzt noch kühner auf dem schmalen Grat zwischen beeindruckend perfektem Spektakel und berührend poetischem Tiefsinn, neigt sich mal mehr zur einen, mal mehr zur anderen Seite hin. Sprachbarrieren kennt er keine; er spricht alle an, die sich ansprechen lassen wollen, gleich welchen Alters.

Er erzeugt ganz mühelos Zusammenhalt, Offenheit, Internationalität. Und steht damit für das demokratische Kulturverständnis, für das sich das Tollhaus einsetzt. „Atoll“ ist europaweit vernetzt und versteht sich als Teil einer Bewegung, die den zeitgenössischen Zirkus in der Kulturlandschaft stärken will. Soweit der Hintergrund. Für die Zuschauer im Vordergrund steht aber natürlich das pure Vergnügen, wenn sich Theater und Artistik, Musik und Tanz, Komik und Poesie zu einem Erlebnis für alle Sinne mischen.

Den Auftakt macht am Mi, 19.9., 20 Uhr, die französische Compagnie Cirque Inextremiste mit „Extreme Night Fever“, einer furiosen Mischung aus Konzert, Zirkus und großer Party mit Discokugel, Stroboskop und E-Gitarre, artistischen Höhenflügen und ganz irdischer Show (Wiederholungen: Fr+Sa, 21.+22.9., 21 Uhr). Der spanische Escarlata Circus bereitet aus Auberginen, Karotten und Fantasie ein vielversprechendes Menü mit Messerwerfen, Clowntheater, Tanz und Akrobatik zu (Do+Fr, 20.+21.9., 19 + 21.30 Uhr; Sa, 22.9., 17.30 + 21 Uhr; So, 23.9., 15.30 + 18 Uhr).

Die Briten von Ockham’s Razor erkunden den „Tipping Point“, jenen Umkehrpunkt, an dem ihre meterlangen Stangen den Gesetzen der Schwerkraft folgend ihre Richtung ändern – und mit ihnen die Menschen, die daran turnen, schwingen und balancieren (Do+Fr, 20.+21.9., 19.30 Uhr, Sa, 22.9., 19 Uhr). Im Solo „Fidelis Fortibus“ (Do, 20.9., 21 Uhr; Fr, 21.9., 19.30 Uhr; Sa, 22.9., 20.30 Uhr; So, 23.9., 19.30 Uhr) wird der „Circus Ronaldo“ wieder zum Leben erweckt, fast so, wie er früher einmal war; das finnisch-neuseeländische Kallo Collective spielt in „Only Bones“ (Fr, 21.9., 20 Uhr; Sa, 22.9., 19.15 Uhr; So, 23.9., 19.30 Uhr) hypnotisierendes Körpertheater auf kleinstem Raum.

Ebenfalls minimalistisch ist Toni Ronaldoni unterwegs: In sein Zirkuszelt passen höchstens 15 Personen, aber dafür ist die Show, die er jeweils 3 Stunden immer wieder lang zeigt, auch nur zwei vollgepackte Minuten lang (Sa, 22.9., 18-21 Uhr; So, 23.9., 15.30-18.30 Uhr)! Die Produktion „Barstool Bound“ (Fr+Sa, 21.+22.9., 21.15 Uhr) zieht in die Alte Hackerei und die Wundertüte „Atoll Surprise“ (Do, 20.9., 20 Uhr; So, 23.9., 17 Uhr) zeigt Überraschungs-Miniaturen und Produktionen, die gerade erst am Werden und Entstehen sind. Dazu gibt es am Samstag und Sonntag bei freiem Eintritt weitere Aktionen für Groß und Klein auf dem Festivalgelände. -bes

Mi, 19.9.-So, 23.9., Tollhaus, Karlsruhe
www.atoll-festival.de

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