Radon in Wohnräumen messen & Lungenkrebs vermeiden
Bildung & Wissen // Artikel vom 17.01.2024
In der öffentlichen Wahrnehmung ist Radon wenig präsent.
Dabei ist das radioaktive Edelgas überall in der Erdatmosphäre vorhanden und nach dem Rauchen der größte Verursacher von Lungenkrebs. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) wird nicht müde, vor den gesundheitlichen Folgen, zu warnen, die Radon in der menschlichen Lunge auslöst.
Deshalb hat die Behörde kürzlich eine Karte veröffentlicht, die die voraussichtliche Konzentration von Radon in Wohnungen aufzeigt. Die ExperInnen weisen allerdings darauf hin, dass es sich dabei nur um Schätzungen handelt. Der tatsächliche Wert pro Wohnraum kann nur über fachgerechte Messungen ermittelt werden. Wie ist dabei vorzugehen?
Was ist Radon?
Radon ist ein Gas, das beim Zerfall von Uran freigesetzt wird. Uran ist ein Bestandteil der Erdkruste und des Erdmantels und kommt rund um den Globus vor. Sofern Radon in die Atmosphäre gelangt, verflüchtigt es sich innerhalb weniger Augenblicke und stellt kein Gesundheitsrisiko dar. Gefährlich wird Radon in geschlossenen Räumen. Sofern diese schlecht belüftet sind, kann es zu sehr hohen Konzentrationen kommen.
Dann gelangt das gefährliche Gas über die Atemluft in die Lungen. Die Problematik verschärft sich, da man Radon weder riechen noch sehen kann. Auch die Geschmacksnerven nehmen das Gas nicht wahr. Dadurch merken die Bewohner nicht, dass sie einer gefährlich hohen Konzentration ausgesetzt sind. Daher empfiehlt das BfS, ein lizenziertes Labor für eine Radonmessung für Wohnräume zu beauftragen.
Wie gelangt Radon in die Innenräume?
Der stetige Zerfall von Uran bedingt, dass Radon andauernd gebildet und in die Atmosphäre abgegeben wird. Das Gas gelangt über Risse und Fugen ins Mauerwerk oder findet seinen Weg über schlecht isolierte Leitungen und Lüftungsschächte. Besonders starke Konzentrationen werden in porösem Mauerwerk gemessen, sodass Bestandsbauten eher von dem Phänomen betroffen sind als Neubauten. Im Haus selbst sind vornehmlich Räumlichkeiten im Keller und im Erdgeschoss betroffen.
Beschleunigt wird dieser Prozess durch den sogenannten Kamineffekt. Dieser entsteht durch nutzungs- und konstruktionsbedingte Druckunterschiede innerhalb eines Gebäudes. Dabei wird Radon durch eine Sogwirkung, die von wärmeren Luftschichten innerhalb des Hauses ausgeht, wie von einem Magnet angezogen.
In diesen Regionen Deutschlands kommt Radon am häufigsten vor
Aufgrund der Flüchtigkeit des Gases lässt sich eine genaue Verteilung von Radon innerhalb der Regionen Deutschlands nicht genau feststellen. Auch die vom BfS 2021 fertiggestellte Karte zur großräumigen Verteilung von Radon lässt nur Schätzwerte zu. Allerdings hat das BfS die Bundesländer veranlasst, anhand dieser Erhebungen sogenannte Radon-Vorsorgegebiete auszuweisen, in denen der gesetzliche Grenzwert von 300 Becquerel pro Kubikmeter (Bq/m³) Raumluft häufig überschritten wird.
Besonders betroffen sind demnach der Schwarzwald, das Fichtelgebirge, der Bayerische Wald und das Alpenvorland. Diese Angaben bedeuten nicht, dass es in anderen Regionen zu keinen gefährlichen Belastungen kommen kann. Letztendliche Gewissheit über die tatsächliche Radonkonzentration eines Haushalts bringt nur eine gezielte Messung in den einzelnen Wohnräumen vor Ort.
Welche Gefahren birgt Radon für die menschliche Gesundheit?
Bei Menschen, die dem Edelgas über längere Zeit in überhöhten Konzentrationen ausgesetzt sind, gelangt das giftige Gas über die Atemluft in den Organismus. Dabei zerfällt das Gas weiter in die Folgeprodukte Polonium, Blei und Wismut. Die Stoffe lagern sich an feinen Staubkörnchen in der Umgebungsluft an und werden in Form von Aerosolen eingeatmet.
Seine negativen Auswirkungen auf die Gesundheit entfaltet Radon in der Lunge. Während das Edelgas selbst wieder ausgeatmet wird, treten die gefährlichen Folgeprodukte eine Verbindung mit dem empfindlichen Lungengewebe ein. Durch den weiteren Zerfall entsteht sogenannte Alphastrahlung. Diese ist verantwortlich für Mutationen im Erbgut beziehungsweise der DNA, wodurch die Entstehung von Lungenkrebs wahrscheinlich wird. Andere Krankheitsbilder in Verbindung mit Radon sind bisher nicht bekannt.
Referenzwerte für Radon
2013 schon hat die Europäische Union (EU) einen Grenzwert von 300 Bq/m³ festgelegt. Die Mehrzahl der Mitgliedsstaaten, darunter die Bundesrepublik, hat diesen Grenzwert übernommen. Einige Staaten der Gemeinschaft entschieden sich für niedrigere Werte von 200 Bq/m³ oder sogar 100 Bq/m³. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) selbst hat einen Grenzwert von eben diesen 100 Bq/m³ erlassen. In den USA gilt ein Grenzwert von 148 Bq/m³.
Wie wird die Konzentration von Radon gemessen?
Innerhalb von Gebäuden wird die Konzentration von Radon durch mehrere Einflussfaktoren bestimmt. Wichtig sind vor allem die gerade vorherrschenden Witterungsverhältnisse, wodurch das Lüftungsverhalten der Bewohner eines Hauses definiert wird. Belastbare Aussagen lassen sich daher nur durch ganzjährige Messungen erzielen.
Die Messungen selbst sind eine unkomplizierte Angelegenheit. Sie werden in den am meisten frequentierten Räumen eines Wohnhauses vorgenommen. Die geläufigste Methode dabei ist der Einsatz von sogenannten Exposimetern. Ein solches Gerät kostet, je nach Ausführung, zwischen 30 und 50 Euro. Die Anwendung wird im Alltag nicht als störend empfunden.
Wie funktionieren die Messgeräte?
Ein Exposimeter ist ein kleines Gerät aus Kunststoff, in das ein präparierter Filmstreifen eingefasst ist. Auf diesem hinterlässt die Alphastrahlung Spuren, die in einem zugelassenen Radon-Labor ausgewertet werden.
Wie viele Exposimeter werden für eine verlässliche Messung benötigt?
Es empfiehlt sich, in jedem gut frequentierten Raum des Hauses einen Exposimeter aufzustellen. Dazu zählen neben dem Wohnzimmer die Küche, das Schlafzimmer, das Kinderzimmer und das Homeoffice. Außerdem sollte die Radonkonzentration in den Kellerräumen gemessen werden. Es ist zu beachten, dass Aufstellorte im geschlossenen Schrank sowie in Fenster- und Heizungsnähe die Messungen verfälschen.
Wo sind die Messgeräte erhältlich?
Die Messgeräte werden über ein vom BfS zugelassenes Prüflabor wie beispielsweise Radonova bezogen. Die Bewohner schicken die Exposimeter nach Ablauf der Messphase dem Labor zu. Dort werden sie ausgewertet und die Absender innerhalb weniger Tage über die Ergebnisse informiert. Wird der Grenzwert von 300 Bq/m³ überschritten, sind Maßnahmen zum Radonschutz zu ergreifen.
Welche Maßnahmen zum Schutz vor Radon gibt es?
Wurde durch die Messungen der Verdacht auf eine hohe Radonkonzentration bestätigt, können die Bewohner eines Gebäudes eine Vielzahl von Maßnahmen vornehmen, um sich vor den gesundheitsschädlichen Auswirkungen zu schützen. Das BfS unterscheidet dabei zwischen Bestands- und Neubauten.
Radonschutz bei Bestandsbauten
Eine erste und kostengünstige Maßnahme ist das regelmäßige Stoßlüften, bei dem es zu einem kompletten Luftaustausch kommt. Bei besonders hohen Konzentrationen raten Experten zum Einbau einer Lüftungsanlage.
Außerdem empfiehlt sich eine genaue Untersuchung der Kellerräume, dem Eintrittstor des Gases ins Haus. Mit einer dauerelastischen Masse wie Silikon lassen sich alle Ritzen, Fugen, Spalten und undichte Leitungskanäle verschließen und abdichten. Zudem kann die Kellertür mit Dichtungsprofilen ausgestattet werden, wobei auch an ein automatisches Türschließsystem gedacht werden sollte. Im Idealfall wird ein Radon-Experte konsultiert, der alle Zutrittswege des Gases lokalisiert und professionell versiegelt.
Radonschutz bei Neubauten
Bei Neubauten sind die gültigen Standards der Technik zum Feuchtigkeitsschutz zu berücksichtigen. In den ausgewiesenen Vorsorgegebieten besteht der Gesetzgeber darauf, zusätzliche Baumaßnahmen zum Radonschutz vorzunehmen. Dazu zählen der Einbau einer Bodenplatte aus feuchtigkeitsundurchlässigem Beton sowie die Verwendung einer Radonschutzfolie.
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